Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zu Schengen
Geschrieben am 21-12-2007 |
Mainz (ots) - Wenn "Alteuropäer" an der EU herummäkeln, Defizite beklagen, Ineffizienz anprangern und über horrende Geldverschwendung lamentieren, sollten sie dieser Tage nach Osten schauen. Dort können sie sehen, hören und fühlen, wie attraktiv das vereinte Europa wirklich ist. 18 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer ist der freie, liberale, kurzum demokratische Teil des Kontinents ganz weit nach Osten vorgerückt, und zwar ohne einen einzigen Panzer. Natürlich sind es auch und vor allem die ungeheuren wirtschaftlichen Vorteile, die den Neuen das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Es wäre blauäugig, das abzustreiten. Lange genug haben sie so vieles entbehren müssen oder es sich nur auf Umwegen besorgen können. Aber spricht man mit Letten, Litauern und Esten, Polen, Slowaken, Slowenen, Ungarn und Tschechen, dann merkt man schnell, dass es ihnen nicht nur um die materiellen Vorteile geht. Sie, die über Jahrzehnte der Willkür des Kommunismus ausgesetzt waren, deren paranoider Sicherheitsapparat sie wie in einem großen Gefängnis eingesperrt hatte, wissen die Freizügigkeit zu schätzen, die ihnen jetzt beschert wird. Diesen Vorteil gibt es aber nicht kostenlos. Von den Neuen wird erwartet, dass sie ihre Nationen politisch und wirtschaftlich mit aller Kraft auf das Niveau der alten EU-Länder bringen. Die Gemeinschaft ist nämlich kein Sozialamt. Zu den Aufgaben gehört auch, dafür zu sorgen, dass die Außengrenzen der Gemeinschaft, die jetzt an ihrer Ost- und Südseite verlaufen, zuverlässig gesichert werden. Die alten Europäer haben die Hand ausgestreckt, sie öffnen Herz und Geldbeutel. Dafür können und dürfen sie auch etwas verlangen.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2
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