LVZ: zu BMW/Stellenabbau Sand im Getriebe
Geschrieben am 21-12-2007 |
Leipzig (ots) - Von Lothar Fesser Es hätte so schön weitergehen können. Leipzig - die Autostadt. Mit Porsche kam das Image, mit BMW die erhebliche Anzahl an Arbeitsplätzen. Dazu die Hoffnung auf den Sogeffekt für weitere Ansiedlungen in der trotz aller wirtschaftlichen Erfolge noch immer mit hohen Quoten von Arbeitslosen und ALG-II-Empfängern geplagten Sachsen-Metropole. Nun also gerät Sand ins Getriebe, bekommt die schöne, neue Autowelt die ersten Risse. Der Münchner Premiumhersteller verschärft seinen Sparkurs und baut 2008 in Deutschland tausende Stellen ab. Zwar hat Konzernboss Norbert Reithofer schon vor drei Monaten ein Sparprogramm verkündet, das die Kosten binnen sechs Jahren um sechs Milliarden Euro verringern soll. Dabei würde es aber keinesfalls zu Stellenstreichungen kommen. Kommt jetzt die Wende? BMW steuert auch in diesem Jahr auf einen weiteren Rekordabsatz zu. Allerdings nagt die in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunkene Profitabilität am Erfolg. Bei der Umsatzrendite ist der weiß-blaue Autobauer inzwischen hinter die anderen Premiumhersteller zurückgefallen. Im ersten Halbjahr 2007 lag sie nur noch bei 5,5 Prozent, nach über neun Prozent im Jahr 2000. Damit liegt BMW auf dem Niveau von Massenherstellern, während Erzrivale Mercedes inzwischen deutlich besser dasteht. Auch der neu erwachte Rivale mit den vier Ringen hat den Münchnern den Kampf angesagt. Und zur Erinnerung: Daimler-Chef Dieter Zetsche baute vor zwei Jahren in der Mercedes Car Group 9300 Stellen ab. Seitdem strahlt der Stern wieder. Dies will - oder muss - der BMW-Chef nun kopieren. Gleichzeitig bekommt er die Rechnung für die noch vor seiner Amtszeit begonnene Ausweitung der Modellpalette nach unten präsentiert. Denn ein BMW 1er erschließt zwar größere Käuferschichten, allein die dicken Gewinne bringen immer noch die teuren Nobelkarossen. Ein Unternehmen muss gutes Geld verdienen. Und dazu gehört es eben nicht nur, den Absatz nach oben zu schrauben. Auch wenn es nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommen soll, für unzählige BMW-Werker dürften Weihnachtszeit und Jahreswechsel von Ungewissheit und Sorge geprägt sein. Gleichzeitig findet wie immer in solchen Fällen das anvisierte Streichkonzert ungeteilten Beifall an der Börse. Die Aktie des Autobauers stieg gestern so stark wie kein anderer Dax-Wert. So funktioniert halt der Kapitalmarkt.
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