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Westdeutsche Zeitung: Tiefe Kratzer am Image von Nokia = von Ingo Faust

Geschrieben am 15-01-2008

Düsseldorf (ots) - Das hätte den normalerweise netten und
Deutschland freundlichen Finnen so niemand zugetraut. Über Nacht
machen sie kurzfristig ein hochmodernes Handy-Werk in der
strukturschwachen Ruhrgebietsstadt Bochum dicht. Nach ihrer Lesart
ist das Werk ein Opfer der Globalisierung geworden. Und auf
Diskussionen über die Schließung, wie sie jetzt das zu tiefst
erschrockene Land NRW führen will, will sich die Nokia-Führung erst
gar nicht einlassen. Selbst Sozialpläne sind noch fraglich.
Um sein Image, das in Deutschland wegen Bochum tiefe Kratzer bekommt,
macht sich der Konzern, der seine Erfolgsgeschichte von Gummistiefeln
und Holz herleitet, offenbar nur geringe Sorgen. "Die Leute werden
verstehen, dass wir langfristig unsere weltweite Wettbewerbsfähigkeit
sichern müssen", glaubt Nokia-Vizepräsident Veli Sundbäck. Dass dafür
in einem deutschen High-Tech-Werk die Lichter für immer ausgehen,
verstehen sie aber sicherlich nicht. Die hohen deutschen Lohnkosten,
die die Finnen anführen, sind eine Farce. In einem Handy stecken
weniger als fünf Prozent Personalkosten.
Auch das fehlende Umfeld an Lieferanten und die zu hohen allgemeinen
Kosten in Deutschland, die angeblich ebenfalls schuld an der
Schließung sein sollen, sind eine Mär. In Finnland, wohin große Teile
der höherwertigen Fertigung aus Bochum verlagert werden sollen, geht
das nicht billiger. Alle Argumente sind nur vorgeschoben. In
Wirklichkeit hat Nokia im beinharten Wettbewerb unter den weltweiten
Handy-Herstellern zu viele Fabriken. Und die kleinste davon, Bochum,
muss jetzt als erste dran glauben. Weitere werden folgen. Wirkliche
Überlebenschancen haben nur die vier Werke von Nokia in Asien.
Für die Nokia-Beschäftigten in Bochum und das Land NRW ist es eine
bittere Sache, dass jetzt in Deutschland selbst Hochtechnologie keine
Chancen mehr hat. Geht der Trend weiter, wird sich NRW schwer tun,
2008 eine bessere Wachstumsentwicklung als der Bundesdurchschnitt zu
erzielen. Das hatte die Landesregierung jüngst noch vollmundig
verkündet. Auch als Retter für Nokia-Jobs sollte sie den Mund nicht
zu voll nehmen. Die Sache ist für die Finnen abgehakt. Vielleicht
rücken sie aber noch aus Schuldgefühl ein paar Euro raus.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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