Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zur Bischofskonferenz
Geschrieben am 15-01-2008 |
Mainz (ots) - Obwohl Kardinal Lehmann sich alle Mühe gibt, dass sein gesundheitsbedingter Rückzug als Vorsitzender der Bischofskonferenz nicht dramatisiert wird, der Abschied bedeutet nicht nur für ihn, sondern auch für die katholische Kirche in Deutschland eine Zäsur. Fast 21 Jahre, eine Generation lang, vertrat er die Interessen der deutschen Katholiken gegenüber der hiesigen Politik, vor allem aber gegenüber Rom, so lange wie kein anderer vor ihm. Nun kommt ein Generationenwechsel mit noch unabsehbaren Folgen. Personifizierte Lehmann die Generation, die im Bewusstsein des Zweiten Vatikanischen Konzils maßvolle kirchliche Reformen vorantrieb, so folgen nun Bischöfe, die diese Art grundsätzlichen kirchenpolitischen Diskurses nur aus der Literatur kennen. Für sie ist Benedikt XVI. allein Papst, nicht der einstige Professoren-Kollege und spätere Präfekt der Glaubenskongregation, mit dem Lehmann manch Auseinandersetzung ausfocht, bis hin zum Streit über die Schwangerenkonfliktberatung und über die ökumenisch fragwürdige Schrift Dominus Iesus. In Deutschland haben Lehmanns Aussagen als Vorsitzender der Bischofskonferenz deshalb so viel Gewicht, weil er allgemein Respekt genießt, nicht nur bei den Katholiken. Diesen Respekt zollten ihm nicht alle Mitglieder der Bischofskonferenz in gleichem Maße. Wie uneins die Bischofskonferenz in vielen Fragen ist und wie viele kräftezehrende Ressentiments es gibt, ließ sich in den vergangenen Jahren nur erahnen. So gesehen, wählt Lehmann angesichts der zahlreichen Neuernennungen den richtigen Zeitpunkt, um sich zu verabschieden. Nun müssen sich die Reihen neu ordnen. Die Probleme bleiben die alten: Priestermangel und eine, trotz wachsender spiritueller Sehnsucht, fast vollends säkulare Gesellschaft.
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