WAZ: Ärzte und Leichenschau - Kommentar von Petra Koruhn
Geschrieben am 20-01-2008 |
Essen (ots) - Rechtsmedizinern geht es längst nicht allen wie Prof. Boerne, der im Münsteraner Tatort Leiche um Leiche obduziert, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Das Leben sieht anders aus.
In NRW wird im Vergleich zu anderen Bundesländern (und im internationalen Abgleich sowieso) auffallend wenig obduziert. Auch wenn das Erschrecken nun groß ist - die mangelnde Transparenz ist nichts Neues. Immer wieder haben Rechtsmediziner diese fehlende Praxis angemahnt. Schon 2002 belegte die Uni Münster in einer Studie, dass Tote keine Lobby haben. Passiert ist nichts.
Jetzt schiebt man dem Hausarzt die Schuld zu. Er könnte Mordspuren wie Würgemale oder Vergiftungserscheinungen nicht erkennen. Sicher kann ein Arzt das. Oft aber fehlt die Zeit, wenn er aus laufender Praxis zum Verstorbenen eilt.
Eine Zusatzausbildung, das klingt gut. Aber unsere Ärzte sind gut ausgebildet. Nicht Inkompetenz ist es, auch nicht Desinteresse, sondern oft der Versuch, sensibel zu sein - den Angehörigen gegenüber. Was gelernt werden muss, ist: dass Ärzte (auch in Kliniken) mehr Zeit bekommen. Was heißt: Wir brauchen mehr Ärzte. Das kostet? Zusatzausbildungen kosten auch.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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