Morgen 1. Beratung im Bundestag / Weißer Ring: Stalking-Gesetz allein nicht ausreichend
Geschrieben am 10-05-2006 |
Mainz (ots) - Die deutliche und für die Täter mit empfindlichen Sanktionen belegte Ächtung des Stalking ist ein wichtiger Schritt, doch ebenso muss den oft schwer geschädigten Opfern dringend notwendige Hilfe zuteil werden, so ein Sprecher des Weißen Rings zur ersten Beratung eines Stalking-Bekämpfungsgesetzes am Donnerstag, 11. Mai 2006 im Bundestag.
Die Opferschutzorganisation Weißer Ring begrüßt ausdrücklich die immer stärker auch öffentlich geführte Diskussion und Aufklärungsarbeit rund um das Phänomen Stalking. Ein Gesetz ist dringend notwendig. Für die oft gesundheitlich erheblich geschädigten Opfer ist es wichtig zu wissen, von Politik, Justiz und Polizei endlich ernst genommen zu werden. Hier gab und gibt es noch immer große Defizite, wodurch die Betroffenen in ihrer ohnehin schweren Opferrolle zusätzlich belastet werden.
Doch wäre es blauäugig zu glauben, dass gesetzliche Regelungen allein die Problemlösung für Stalking-Opfer bedeuten könnte. Das wird in der vom Weißen Ring geförderten ersten deutschen empirischen Stalking-Studie der TU Darmstadt deutlich.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Lage für Stalking-Opfer in Deutschland sehr problematisch ist, da es an kompetenten Hilfsangeboten mangelt. So wandte sich nur gut ein Drittel der Betroffenen an die Polizei, um Anzeige zu erstatten. Das Resultat war oftmals ernüchternd, denn die Opfer hatten in 69 Prozent der Fälle Schwierigkeiten, der Polizei den Ernst ihrer Situation zu vermitteln. 80 Prozent der Opfer beurteilten die polizeiliche Maßnahmen als nicht ausreichend oder unangemessen.
Stalking dauerte bei abgeschlossenen Fällen im Durchschnitt 28 Monate an. Obsessive Verfolgung und Belästigung fand zumeist zwischen Personen statt, die sich vorher bereits kannten. In nur 9 Prozent der Fälle war der Stalker ein Fremder, in 49 Prozent hingegen handelte es sich um den Ex-Partner. Die absolute Mehrzahl (81 %) der Verfolger war männlichen Geschlechts. Die Auswirkungen des Stalking auf die Betroffenen waren beträchtlich. Zwei Drittel wurden von Schlafstörungen und Alpträumen geplagt. 92 Prozent berichteten über Angst bis hin zu panikartigen Zuständen. Die Furcht hielt sogar in den meisten Fällen nach Beendigung des Stalking an.
Hier ist eine effektive Unterstützung der Opfer weit über ein Gesetz hinaus nötig. Die tatkräftige Hilfe für die Opfer wirkt der Spirale entgegen, dass sie sich immer weiter in sich zurückziehen und psychisch erkranken. Dieser Beistand gibt ihnen den Mut, aktiv zu werden und Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen. Selbstbewusste Stalking-Opfer werden dann auch zur Anzeigen-Erstattung in der Lage sein. Nur so lässt sich das zu erwartende Gesetz mit Leben füllen.
Interessierte können ein Info-Faltblatt zum Thema Stalking "Belästigt - Verfolgt - Bedroht" über das bundesweite Info-Telefon 01803 - 34 34 34 anfordern. Hilfe bieten auch rund 2.800 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 400 Außenstellen des Weißen Rings.
Originaltext: Weisser Ring e.V. Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6758 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6758.rss2
Pressesprecher:
Helmut K. Rüster Tel.: 06131/ 83 03 38 Fax: 06131/ 83 03 45 Internet: www.weisser-ring.de E-Mail: info@weisser-ring.de Weberstraße 16 55130 Mainz
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