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Westdeutsche Zeitung: Bahn-Unpünktlichkeit = von Peter Kurz

Geschrieben am 24-01-2008

Düsseldorf (ots) - Nicht repräsentativ - kann das wirklich alles
sein, was der Bahn zu der Untersuchung der Stiftung Warentest in
puncto Unpünktlichkeit einfällt? Vielleicht sollte man lieber mal die
eigenen Kunden fragen - da käme heraus, dass sich deren Erfahrungen
eher mit den Ergebnissen der Verbraucherschützer decken als mit den
Pünktlichkeitsbeteuerungen der Bahn.
Dabei gibt es durchaus akzeptable Erklärungen, mit denen sich auch
gegenüber dem zornigsten Bahnbenutzer um Verständnis werben ließe:
Technische Defekte lassen sich nie ganz vermeiden. Ebenso wenig wie
das auf den Gleisen stehende Pferd, das den Lokführer zum Halten
zwingt. Oder die Fälle von Lebensmüden, die in Lautsprecherdurchsagen
mit "Personenschäden" umschrieben werden. Und es gibt die bei
Fernzügen bereits aus dem Ausland importierte Verspätung. Auch sollte
sich jeder Fahrgast, der den Anschlusszug verpasst, weil dieser nicht
ein paar Minuten wartet, vor Augen halten: Dieses Warten würde eine
Kettenreaktion in Gang setzen, in deren Verlauf sich die Verspätungen
an anderer Stelle fortpflanzen.
Die Bahn hat wahrlich schon genug Imageprobleme - nicht zuletzt wegen
ihres unpopulären Chefs. Statt kleinmütig einen in seiner Seriosität
kaum bezweifelbaren Test zu attackieren, sollte sie die Ergebnisse
lieber ernst nehmen und die Bemühungen um Pünktlichkeit verstärken.
Vielleicht ist ein Teil des Problems ja durchaus hausgemacht und
reparabel: der zu eng gestrickte Fahrplan. Zu groß scheint die
Verlockung, mit dichter Zugfolge und zu knapp bemessenen
Bahnhofsstopps sich selbst und dem Kunden etwas vorzugaukeln. Mit
großzügigeren Zeitpuffern, die das Aufholen von Verspätungen
erlauben, wäre allen Beteiligten mehr gedient.
Trotz aller Mängel braucht die Bahn den Vergleich zu ihrem
Konkurrenten Auto nicht zu scheuen. Nicht in punkto Umwelt und auch
nicht in punkto Pünktlichkeit: Welcher Autofahrer, der um 14:12 Uhr
in Düsseldorf abfährt, würde sich auf die Ankunftszeit 15:27 Uhr in
Münster festlegen? Die Bahn tut dies und wird auf eben diesem
Versprechen gnadenlos festgenagelt. Dabei weiß jeder, der die
täglichen Staumeldungen im Radio verfolgt, dass auf unseren
Autobahnen weit mehr Zeit vergeudet wird als auf der Schiene.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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