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Westdeutsche Zeitung: Zu: US-VorwWahlen von Alexander Marinos

Geschrieben am 04-02-2008

Düsseldorf (ots) - Kritikern der US-Politik Antiamerikanismus
vorzuwerfen, gehört zu den beliebtesten Waffen Konservativer im
Meinungskampf. Da ist es ganz gut, dass die Begeisterung, mit der
gerade wir Deutschen den Vorwahlkampf in den USA verfolgen, eine ganz
andere Sprache spricht. Warum sollten wir uns so sehr für
parteiinterne Vorgänge in einem fremden Land interessieren (denn um
mehr handelt es sich genau genommen ja nicht), wenn uns das Schicksal
Amerikas nicht besonders am Herzen läge?
Natürlich weiß jeder Europäer um die Bedeutung der
Präsidentschaftswahlen. Von der Frage, wer im Weißen Haus regiert,
hängen oft Krieg und Frieden ab. Wenn die US-Wirtschaft hustet,
bekommt unsere Konjunktur eine Erkältung. Ein heftiger Schüttelfrost
an der New Yorker Börse führt in Frankfurt sofort zu
Erstickungsanfällen. Hinzu kommt, dass der Kampf um die Kandidatur
bei den Demokraten einer gigantischen Show gleicht: Wird es ein
Schwarzer oder eine Frau? Setzt sich das Herz durch oder der
Verstand?
Der entscheidende Faktor aber ist das absehbare Ende der Ära Bush.
Kein anderer US-Präsident hat dem Ansehen seines Landes derart
geschadet. Man müsste daher treffender von einem Anti-Bushismus
sprechen, der zu einer enttäuschten Liebe zu Amerika gesorgt hat -
einer Liebe, die wir nun wiederzuentdecken glauben, wenn wir den
Reden Barack Obamas lauschen.
Bush hat die USA ruiniert: wirtschaftlich, diplomatisch, militärisch.
Er steht für die Schattenseiten Amerikas: für Überheblichkeit,
Brutalität, Amoralität. Rechte und Linke auf der ganzen Welt sind
froh darüber, dass sie Bush bald los sind. Obama dagegen
repräsentiert das gute Amerika. Plötzlich denken wir wieder an
unbegrenzte Möglichkeiten, an Ideale wie Freiheit und Menschenrechte,
auf deren Basis Veränderung stattfinden kann. Obama ist der
personifizierte amerikanische Traum.
Ob er sich am Ende gegen Hillary Clinton durchsetzt, deren Politik
sich inhaltlich von der Obamas kaum unterscheidet, und ob Clinton
oder Obama dann auch den Kandidaten der Republikaner besiegen können,
steht auf einem anderen Blatt. Niemand sollte John McCain
unterschätzen. Aber ganz gleich, was im November passiert: Amerika
wird gewonnen haben.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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