Neues Deutschland: zur Debatte um die Linke in Deutschland
Geschrieben am 05-02-2008 |
Berlin (ots) - Marx und Engels würden vermutlich eine gute Flasche Wein aufmachen: Beinahe auf den Tag 160 Jahre, nachdem sie im Manifest jenes Gespenst des Kommunismus beschrieben haben, gegen das sich die Mächtigen der Welt verschworen, regen sich noch immer die alten Reflexe. Wörtlich bei den ganz Konservativen, abgewandelt bei jenen, die sich moderner geben. Bei denen heißt das kalten Schauer bereitende Gespenst »Linksruck«. Immerhin: Einen Ruck hatte Ex-Bundespräsident Roman Herzog dereinst eingefordert. Aber dabei vermutlich weder an Lafontaine noch an politische Entwicklungen gen Links gedacht. Das Gerede vom Linksruck in Union, SPD und bei den Grünen ist eine Gespensterdebatte. Was hat es mit einer Entwicklung nach Links zu tun, wenn Christdemokraten Kochs ausländerfeindlichen Wahlkampf kritisieren? Sind Sozialdemokraten schon Linksaußen, wenn sie nach den Agenda-Sünden von Mindestlohn und Hartz IV-Korrekturen reden? Und werden Grüne zu Roten, wenn sie mit Linken reden? Alles Quatsch! Das wissen freilich - womöglich im Unterschied zu Papst und Zar, Metternich und Guizot, französischen Radikalen und deutschen Polizisten, die Marx und Engels 1848 gegen das Gespenst zu Felde ziehen sahen - alle Parteistrategen heutiger Prägung. Für die ist das Gespenst nicht mehr als ein Popanz. Geeignet, Vorurteile zu beleben, Ängste zu schüren - und im Windschatten ihr mehr oder weniger rechtes Süppchen weiterzukochen.
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