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LVZ: zu: Berlinale-Eröffnung Abseits vom Teppich

Geschrieben am 07-02-2008

Leipzig (ots) - Von Norbert Wehrstedt
Bei einem Filmfestival zählen vor allem die Filme. Doch da man
vorher nie weiß, wie sie sind, solange man zunächst blind auf große
Namen setzt, ist durch die Hintertür eine Manie auch in die Berlinale
eingezogen. Die heißt: Wir buchen Produktionen mit Stars, da ist
wenigstens die Medien-Show auf dem Roten Teppich sicher. Da Stars nur
selten Schauspieler sind - und Filme mit ihnen häufig lediglich
Marketingprodukte - gibt es bald ein Image-Problem. Denn Glamour
hilft wenig gegen das Gähnen vor der Leinwand. Die Berlinale pflegte
trotzdem, anders als Cannes und Venedig, lange den Ehrgeiz, die
Frühjahrskollektion aus Hollywood zu holen. Und stand so vor dem
Abgrund der Zweitklassigkeit.
Der schien mit der Inthronisierung von Dieter Kosslick als
Berlinale-Chef gebannt. Bis die Rückkehr des alten Dilemmas drohte -
einem Festival, das sich während der Ost-West-Weltenteilung als
Brückenbauer und politisches Festival verstand. Doch dass da in der
Außenwahrnehmung eher Smarties zählten als Filme, die bewegen, könnte
wieder anders werden. Denn in diesem Jahrgang laufen nicht nur
Dokumentarfilme im Wettbewerb und eine Reihe von Spielfilmen mit
brennenden, oft globalen Themen, sondern es kommen auch Werke von
Regisseuren ins Bären-Rennen, die sonst ins Forum abgelegt wurden.
Dass etwa Johnnie To aus Hongkong seit Jahren originäre Meisterwerke
zwischen Sergio Leone und Sam Peckinpah dreht (The Mission, PTU), ist
endlich auch mal den Wettbewerbs-Auswählern aufgefallen.
Die bewiesen zuvor allerdings kaum mal einen guten Blick,
beispielsweise fürs deutsche Kino. So ignorierten sie mit "Sommer
vorm Balkon" und "Das Leben der Anderen" zwei der besten
einheimischen Produktionen der jüngeren Vergangenheit, zugunsten von
Zweitklassigem mit guter Lobby.
Das war peinlich, und der Trend könnte sich 2008 fortsetzen, da kaum
einer ernsthaft Doris Dörries "Kirschblüte" Festivaltauglichkeit
zutraut. Aber die nationale Konkurrenz leidet ja ohnehin unter einem
eigenen deutschen Problem: Dass nämlich der Fernsehfilm oft eine
deutlich höhere Qualität besitzt als der Kinofilm. Da mag der noch so
stolz und keinohrhasig daherhoppeln.
Filmfestivals, wenn sie in der ersten Reihe bleiben wollen, sollten
den Zustand der Weltwirklichkeit widerspiegeln. Im großen,
gesellschaftlichen Panorama wie im Privaten. Die Perspektive, ob
Weitwinkel oder Teleobjektiv, ist nicht entscheidend - aber der
offene Blick. Was immer auch heißt: die persönliche Handschrift. Dass
das nichts mit einem langweiligen Exkurs zu tun haben muss,
dokumentiert diese Berlinale in einer Nebenreihe, mit Filmen des
85-jährigen Italieners Francesco Rosi (Wer erschoss Salvatore G.?,
Drei Brüder, Hände über der Stadt). Und folgerichtig bekommt Rosi den
Goldenen Bären für sein Lebenswerk. Was ein bisschen mehr zählt, als
Goldie Hawn & Co. beim Kinoeinmarsch über den Roten Teppich.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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