Allg. Zeitung Mainz: Auf ewig chancenlos? (Kommentar zu Türken in Deutschland)
Geschrieben am 08-02-2008 |
Mainz (ots) - Es ist nie zu spät. In letzter Minute hat die ARD nach Protesten den TV-Krimi "Schatten der Angst" aus dem Programm genommen und auf April verschoben. Das war geboten, weil die türkische Gemeinde Ludwigshafens die Kulisse dieses "Tatorts" gestellt hatte. Angesichts des verheerenden Wohnhausbrands in der rheinland-pfälzischen Industriestadt wäre die Ausstrahlung des Streifens, auch wenn er zweifelsfrei seriös gemacht ist, tatsächlich ein Unding gewesen. Andererseits ist es aber auch schade, weil vor dem Hintergrund des bislang ungeklärten Großfeuers, das neun Menschenleben kostete, angesichts all der Verdächtigungen und letztendlich auch der Aversionen vor allem auf türkischer Seite wieder einmal schlagartig deutlich wurde, wie fremd sich Deutsche und Millionen Türken hier noch immer sind und wie schwierig die Situation vor allem der Mitbürger, die Türken mit deutschem Pass, dementsprechend Deutsche türkischer Herkunft und Muttersprache sind. Wie erst kürzlich ein TV-Krimi, ebenfalls ein "Tatort", der in einer islamischen Aleviten-Gemeinde spielte, ist auch die in Ludwigshafen gedrehte Geschichte um Familienhierarchien und männliches Selbstverständnis ein Beispiel dafür, wie Türken in Deutschland dargestellt und wahrgenommen werden.
Anderen, wie Russen, Polen, Griechen, Italienern geht es im Grunde genommen nicht anders: Jeder steckt in einer Schublade. Türken allerdings in einer ausschließlich abträglichen. Das ist das Problem, an dem auch Ministerpräsident Erdogan mit seiner aktuellen Rundreise nichts ändern wird. Wenn der Besuch "seiner Landsleute" hier zu diesem Zeitpunkt die Situation nicht sogar noch schwieriger macht. Im zahlenmäßigen Vergleich zu allen anderen in Deutschland vertretenen Nationalitäten sind die Türken weit vorn. Dabei pflegen sie ausgeprägte Minderwertigkeitskomplexe, die ihnen jedoch auch immer wieder bestätigt werden. Warum aber soll es nicht möglich sein, dass wesentlich mehr Türkinnen und Türken als das heute bereits der Fall ist, das Leben in Deutschland als Chance begreifen und sich dementsprechend in der Gesellschaft orientieren und positionieren? Warum können Deutsche die Türken im Land nicht grundsätzlich als Bereicherung verstehen, die ein enormes Potential vor allem junger Menschen birgt, die zudem dringend gebraucht werden - und die es schon deshalb zu fördern gilt? Die geringe Hoffnung darauf, dass das jemals mehrheitlich so gesehen wird, ist der Ursprung vielen Übels. Keine Chance zu haben, rückt jeden ins Abseits, ganz gleich, welchen Pass er hat oder welche Sprache seine Mutter spricht.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2
Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz crossmedia@vrm.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
118872
weitere Artikel:
- Stuttgarter Nachrichten: zu Scharia: Stuttgart (ots) - Wer das achtseitige, hochkomplizierte Redemanuskript des Erzbischofs liest, könnte den Eindruck bekommen, dass die Scharia das gütige Regelwerk einer gütigen Religion ist. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Williams' Gedankenspielerei hat etwas arrogant Akademisches. Er ist Absolvent der Elite-Uni in Oxford und kommt vermutlich selten in Stadtteile, die für Nichtmuslime gefährliche Tabuzonen sind. In der realen Welt würde eine rechtliche Akzeptanz der Scharia die Schwächsten unter den Muslimen weiter schwächen mehr...
- Südwest Presse: Kommentar zu Sozialleistungen Ulm (ots) - Hartz-IV-Empfänger zu sein ist zu einem modernen Kainsmal geworden: Wer auf diese Sozialleistung angewiesen ist, der ist wirklich arm. Daher ist es sinnvoll, die Zahl der Bezieher möglichst zu verringern - etwa mit der Erhöhung des Wohngelds, das seit 2001 unverändert ist, oder der Zahlung des Kinderzuschlags an einen größeren Personenkreis. Zu einem erheblichen Teil verursacht das gar keine Mehrausgaben. Das Geld stammt nur aus einem anderen Sozial-Topf. So weit, so gut. Das Erstaunliche ist, welches Tamtam die Bundesregierung mehr...
- Westfalenpost: Steuerzahlers Risiko NRW zahlt hohen Preis für WestLB Hagen (ots) - Von Wilfried Goebels Die Rettungsaktion für die WestLB ist vorläufig gelungen - Beschäftigte und Steuerzahler aber zahlen einen hohen Preis. Nur weil die Landesregierung in ihrer Not ins volle Risiko für faule Bankkredite gegangen ist, wurde die Einigung der Eigentümer überhaupt möglich. Da droht der Landeskasse am Ende noch manche böse Überraschung. Auch für die Sparkassen birgt der Kompromiss erhebliche Risiken. Sie müssen befürchten, dass die WestLB nach einer Neuausrichtung verstärkt in ihrem Kundengeschäft wildert. mehr...
- Rheinische Post: Rentenexperte: Beamte erst mit 68 in Pension Düsseldorf (ots) - Der Freiburger Finanzwissenschaftler und Rentenexperte Bernd Raffelhüschen hat sich für ein höheres Renteneintrittsalter bei Beamten ausgesprochen. "Wenn die in der privaten Wirtschaft geltende Rente mit 67 wirkungsgleich auf die Beamten übertragen werden soll, dürften die Beamten erst mit 68 in Pension gehen", sagte Raffelhüschen der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinische Post" (Samstagausgabe). Der Grund liege darin, dass das Verhältnis zwischen Steuerzahlern und Pensionären mittelfristig noch schlechter sei als mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Erdogan Bielefeld (ots) - Hayır ist Türkisch und heißt Nein. Hayır - keine andere Antwort darf es auf den Vorstoß des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan zur Einrichtung türkischer Gymnasien und Universitäten in Deutschland geben. Integration, darüber herrscht Einigkeit bei Politikern wie Fachleuten, beginnt mit der Beherrschung der deutschen Sprache. Wer Sprachinseln fordert, schafft Isolation. Anders als bei fremdsprachigen Schulen etwa für Kinder von Diplomaten oder ausländischen Militärs geht es hier um jene Menschen, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|