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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zur Türkei:

Geschrieben am 12-02-2008

Bielefeld (ots) - Sollte es dem türkischen Ministerpräsidenten
Recep Tayyip Er-dogan bei seinem Auftritt in Deutschland wirklich
darum gegangen sein, eine Brücke des Vertrauens zu schlagen, so muss
man konstatieren, dieser Versuch ist kläglich gescheitert. Im
Gegenteil: Erdogan hat sich mit seiner Warnung an die in Deutschland
lebenden Türken vor einer Assimilation, also einer Aufgabe ihrer
kulturellen Identität, nicht nur in empörender Weise in innerdeutsche
Angelegenheiten eingemischt. Ein Vorgehen, dass sich Ankara noch im
Fall des lange Zeit in einem türkischen Gefängnis sitzenden Deutschen
Marco zu Recht verbeten hatte.
Nein, Erdogan hat mit seinem Vorwurf, Deutschland strebe eine
zwangsweise Eingliederung der hier lebenden Türken in die
Gesellschaft an, alte Vorurteile belebt - auf beiden Seiten. Das
Bemühen, die immer noch kleine Pflanze des Vertrauens zum Blühen zu
bringen, hat einen herben Rückschlag erlitten.
Ob bewusst oder ungewollt, der türkische Premier hat der Integration
einen Bärendienst erwiesen. Natürlich weiß auch Erdogan, dass
türkische Einwanderer ihre Identität bei der Einreise nach
Deutschland nicht an der Grenze abgeben müssen. Niemand hindert sie
daran, hier weiterhin türkisch zu sprechen und ihre eigene Kultur zu
pflegen.
Doch wenn ich mich in Deutschland integrieren will, muss ich doch
auch alles daran setzen, die deutsche Sprache zu lernen, muss auch Ja
sagen zu Deutschland und zu unseren Werten. Und wenn ich dann auch
noch die deutsche Staatsangehörigkeit annehme, was ist daran
verwerflich, wenn ich mich assimiliere?
Das haben schon viele Deutsche getan, die in die USA oder anderswo
hin ausgewandert sind. Und das ist auch gut so.
Erdogan ist noch eine Erklärung schuldig und muss die von ihn
ausgelösten Missverständnisse klarstellen. Die Tatsache, dass in den
vergangenen Jahrzehnten bei der Integration von deutscher Seite viele
Fehler gemacht worden sind, ist nicht zu leugnen. Doch die
Parallelgesellschaften in Berlin und anderen deutschen Städten sind
nicht deshalb entstanden, weil sich die türkischen Mitbürger zu
schnell angepasst hätten und gar dazu gezungen worden wären.
Da ist es gut, dass Erdogan in diesen Tagen auch einmal der Spiegel
vors Gesicht gehalten wird. Dass die vermeintliche Assimilation der
türkischen Einwanderer in Deutschland ein Verbrechen gegen die
Menschlichkeit sei, erweise sich vor dem Hintergrund der
Unterdrückung eigener ethnischer und religiöser Minderheiten in der
Türkei als scheinheilig, sagte der Generalsekretär der Alevitischen
Gemeinde in Deutschland.
Erdogan hat auf türkischer und deutscher Seite manch unbedachte
Äußerung provoziert, die besser nicht gesagt worden wäre. Das heißt
aber nicht, dass nicht Klartext geredet werden darf. Man muss nicht
gleich die EU-Beitrittsverhandlungen in Frage stellen. Aber im
Klartext gesagt: Recep Tayyip Erdogan muss noch viel über Europa
lernen.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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