Rheinische Post: Erdogans falsche Leitkultur Kommentar VON SVEN GÖSMANN
Geschrieben am 13-02-2008 |
Düsseldorf (ots) - Ziehen wir den Brockhaus zurate, so lange es ihn noch gibt: Integration bezeichnet "Prozesse der ... Eingliederung von Personen und Gruppen in oder ihre Anpassung an allgemein verbindliche Werte und Handlungsmuster. Der Grad... bestimmt das Ausmaß des Konsenses... über die gemeinsamen Ordnungsprinzipien und damit die gesellschaftliche Stabilität". Assimilation ist "ein Vorgang der Durchdringung oder Verschmelzung, bei dem Einzelne oder Gruppen die Traditionen, Werte und Verhaltensmuster anderer Gruppen übernehmen und in diesen allmählich aufgehen". Letzteres ist für den türkischen Ministerpräsidenten ein angeblich hierzulande täglich stattfindendes "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Erdogan verwischt bewusst die Definitionen und will so verhindern, dass sich die türkischstämmigen Bürger so weit an die Verhältnisse ihres Gast- oder zweiten Heimatlandes anpassen, wie dieses zu einem störungsfreien, an mitteleuropäischen Gepflogenheiten orientierten Zusammenleben nötig ist. Die Empörung über sein Plädoyer für die Leitkultur Parallelgesellschaft will Erdogan nicht verstehen. Er muss deshalb auf einheitlichen Widerspruch stoßen. Das Thema Integration taugt nicht für Streit in der großen Koalition und darf nicht Teil irgendeiner Verhandlungsmasse sein.
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