Allg. Zeitung Mainz: Mildere Töne (Kommentar zum Steuerskandal)
Geschrieben am 20-02-2008 |
Mainz (ots) - Zwar hat auch am Mittwoch der Liechtensteiner Justizminister noch einmal kräftig an die Adresse Deutschlands, allem voran die des SPD-Vorsitzenden Beck, gepoltert, insgesamt aber zogen in den Disput um die Praktiken der alpinen Steueroase mit dem Besuch des liechtensteinischen Ministerpräsidenten Hasler bei Kanzlerin Merkel in Berlin mildere und wohl auch sachlichere Töne ein. Dem Fürstentum muss in der Tat daran gelegen sein, vor allem auf OECD-Ebene, von der es auch stark profitiert, weiterhin als regeltreues Mitglied dazustehen. Das heißt, die Regierung in Vaduz muss sich nun erst recht tatkräftig um die Seriosität des Bankenplatzes Liechtenstein bemühen. Präventiv haben die Berliner Gastgeber allerdings auch keinen Zweifel daran gelassen, dass Deutschland bereit ist, seinem berechtigten Wunsch nach mehr Transparenz der fürstlichen Finanz-Philosophien notfalls auch mit Sanktionen Nachdruck zu verleihen. Niemand darf nun erwarten, dass die so Geschurigelten öffentlich einlenken. Wenn sie es tun, was zu hoffen bleibt, dann nur stillschweigend. Wichtigstes Motiv dafür könnte die Einbeziehung des Fürstentums in das Schengen-Abkommen sein, was aus heutiger Sicht jedoch ein Treppenwitz wäre; denn Schengen bedeutet nichts anderes als den Verzicht auf Grenzkontrollen. In der Steueraffäre, die mittlerweile auch einige Selbstanzeigen ausgelöst hat, allein vier davon in Rheinland-Pfalz, mehren sich solche Kuriositäten. Dabei geht es nicht nur um die Steuererklärung des millionenschweren Postchefs Zumwinkel, dessen Zinserträge angeblich noch unterhalb des Freibetrags liegen. Auch die Tatsache, dass ausgerechnet Bayerns Datenschutzbeauftragter durch den Ankauf geheimer Daten durch den Staat unter Erklärungszwang steht, gehört zu den mittlerweile eher heiteren Aspekten dieses Skandals.
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