Hüppe: Mehr behinderte Kinder in Pflege- und Adoptivfamilien - Fachleute fordern gesetzliche Änderungen
Geschrieben am 21-02-2008 |
Berlin (ots) - Anlässlich des Fachgesprächs der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zum Thema "Kinder mit Behinderungen haben ein Recht auf Familie" erklärt der Beauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die Belange der Menschen mit Behinderungen, Hubert Hüppe MdB:
Für behinderte Kinder und Jugendliche muss es mehr Chancen geben, in einem familiären Umfeld aufzuwachsen. Dies ist das Ergebnis eines Fachgesprächs der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit Betroffenenverbänden, Dienstleistern für Pflegefamilien, Sozial- und Jugendämtern gestern in Berlin.
Die Teilnehmer des Fachgesprächs waren überwiegend der Ansicht, dass Kinder und Jugendliche mit körperlichen oder sogenannten "geistigen" Behinderungen der Jugendhilfe zugeordnet werden sollten. Nach Meinung der Gesprächsteilnehmer sollten alternativ die Sozialämter verpflichtet werden, vor und während einer Heimunterbringung zu prüfen, ob eine Unterbringung in einer Pflege- oder Adoptivfamilie in Betracht kommt.
Frauke Zottmann-Neumeister, Leiterin der Sonderpädagogischen Pflegestellen der Diakonie Düsseldorf, machte die Probleme in der Praxis deutlich: "Haben die Kinder und Jugendlichen eine körperliche oder sogenannte "geistige" Behinderung und können sie nicht in ihrer Herkunftsfamilie verbleiben, so entscheiden sich die Sozialämter häufig für eine Heimunterbringung, eine Unterbringung in einer Pflege- oder Adoptivfamilie erfolgt dagegen selten". Im Gegensatz zu den Sozialämtern vermittelt das für Hilfen zur Erziehung und für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche zuständige Jugendamt häufig Pflege- oder Adoptivfamilien. Das Jugendamt ist nach dem achten Sozialgesetzbuch verpflichtet, zu prüfen, ob eine Pflege- oder Adoptivfamilie in Betracht kommt. Frauke Zottmann-Neumeister wies auf Fälle hin, in denen Kinder aufgrund von Gewaltanwendung der Eltern eine Behinderung haben und das Sozialamt eine Unterbringung in zur Verfügung stehenden Pflegefamilien abgelehnt habe. Die Kinder seien dann in Heimen untergekommen.
Dr. Thomas Meysen vom Deutschen Institut für Jugendhilfe und Familienrecht wies darauf hin, dass die derzeitige Rechtslage das Hauptproblem sei. Eine ausdrückliche Prüfungspflicht der Sozialämter bestehe nicht. Die Jugendämter erklärten sich häufig für unzuständig für "geistig" und körperlich behinderte Kinder und Jugendliche und verwiesen auf die Sozialämter. Diese seien für Eingliederungshilfen für "geistig" und körperlich behinderte Kinder und Jugendliche vorrangig leistungsverpflichtet. Die Sozialämter sähen sich für eine Unterbringung in Pflegefamilien aber häufig nicht in der Pflicht oder nicht in der Lage und bevorzugten Heimunterbringung. Lösungen könnten nach Ansicht von Dr. Thomas Meysen entweder so aussehen, dass die "geistig" und körperlich behinderten Kinder und Jugendlichen der Jugendhilfe zugeordnet werden oder dass eine Prüfungspflicht der Sozialämter ausdrücklich normiert wird.
Prof. Dr. Klaus Wolf, Universität Siegen, forderte, dass in Deutschland Strukturen für eine Unterbringung behinderter Kinder und Jugendlicher in Pflegefamilien aufgebaut werden müssten. "Die Strukturen müssen so aussehen, dass eine ausreichende finanzielle Unterstützung und eine Betreuung und Begleitung von Pflegefamilien stattfindet", so der im Bereich Sonderpädagogik öffentlicher Erziehung tätige Pädagoge. Einig waren sich die anwesenden Vertreter von Betroffenenverbänden, Dienstleistern für Pflegefamilien sowie Sozial- und Jugendämtern, dass diese Strukturen nur dann entstünden, wenn eine Pflicht der zuständigen Stellen bestehe, Familienpflege vor und während einer Heimunterbringung zu prüfen. Prof. Dr. Klaus Wolf betonte, dass keinesfalls eine Pflegefamilie immer die beste Form der Unterbringung sei, Heime seien in einigen Fällen die bessere Hilfeform. Zur Zeit gebe es aber aufgrund fehlender Strukturen im Bereich Pflegefamilien keine ausreichenden Alternativen zur Heimunterbringung.
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion wird intensiv daran arbeiten, dass mehr behinderte Kinder und Jugendliche, die nicht in ihrer Herkunftsfamilie verbleiben können, in einer Familie aufwachsen können. Hierbei wird sie die Vorschläge aus dem Fachgespräch prüfen, ob körperlich und "geistig" behinderte Kinder und Jugendliche sinnvollerweise der Jugendhilfe zugeordnet werden können oder die Sozialämter ausdrücklich verpflichtet werden sollten, die Unterbringung in eine Pflege- oder Adoptivfamilie zu prüfen.
Originaltext: CDU/CSU - Bundestagsfraktion Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/7846 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_7846.rss2
Pressekontakt: CDU/CSU - Bundestagsfraktion Pressestelle Telefon: (030) 227-52360 Fax: (030) 227-56660 Internet: http://www.cducsu.de Email: fraktion@cducsu.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
121221
weitere Artikel:
- Bleser/Holzenkamp: Weiterer Schritt zu mehr Verbraucherschutz Berlin (ots) - Anlässlich der ersten Lesung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches erklären der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Bleser MdB und der zuständige Berichterstatter, Franz-Josef Holzenkamp MdB: Mit der Änderung des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches werden die beschlossenen Maßnahmen gegen die Gammelfleischskandale komplettiert. Danach müssen Lebensmittelunternehmen, denen unsichere mehr...
- Gehb: Stärkung der Rechte zweifelnder Männer Berlin (ots) - Zur heutigen 2./3. Lesung des Gesetzentwurfes zur Klärung der Vaterschaft unabhängig vom Anfechtungsverfahren erklärt der rechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dr. Jürgen Gehb MdB: Mit dem neuen dualen Verfahren der Vaterschaftsfeststellung und Vaterschaftsanfechtung ist es gelungen, ein zeitgemäßes, lebensnahes und niedrigschwelliges rechtliches Instrumentarium in unserem Familienrecht zu etablieren. Daher besteht die berechtigte Hoffnung, dass viele der Friktionen in den bisherigen Vaterschaftsanfechtungsverfahren mehr...
- EG-Kommission und Bundesregierung wollen Verwendung von Kräutern und Gewürzen einschränken - Wollen die Verbraucher mehr oder weniger naturbelassene Zutaten in Lebensmitteln? Bonn (ots) - Der Fachverband der Gewürzindustrie informiert über Konsequenzen der geplanten EG-Verordnung über Aromen Zur Zeit diskutiert die EG-Kommission den Vorschlag für eine EG-Verordnung des Europäischen Parlamentes und des Rates über Aromen und bestimmte Lebensmittelzutaten mit Aromaeigenschaften. Der Verordnungsentwurf wird vom Europäischen Parlament abgelehnt und auch der Fachverband der Gewürzindustrie sowie der Europäische Verband der Gewürzindustrie sind gegen die geplante Regelung. Die Gründe für die Ablehnung sind (Erläuterungen mehr...
- Götz: Deutsch integriert Berlin (ots) - Zum heutigen Internationalen Tag der Muttersprache erklärt der kommunalpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Götz MdB: Voraussetzung für Integration in Deutschland ist das Erlernen der deutschen Sprache. CDU und CSU wollen, dass die rechtmäßig und dauerhaft in Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten in unsere Gesellschaft integriert werden, auf der Grundlage unserer Kultur und Rechtsordnung, Die deutsche Sprache ist auch Schlüssel für eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt. mehr...
- Der Tagesspiegel: Politikwissenschaftler Raschke warnt die SPD vor einem "Dammbruch" Berlin (ots) - Der Hamburger Politikprofessor Joachim Raschke hat die hessische SPD-Chefin Andrea Ypsilanti davor gewarnt, sich am 5. April mit den Stimmen der Linken zur Ministerpräsidentin wählen zu lassen. "Die Risiken für die Bundes-SPD sind so hoch, dass sie 2009 zur Bundestagswahl eigentlich gar nicht mehr antreten müsste", sagte er dem Tagesspiegel (Freitagsausgabe). "Als Parteivorsitzender hätte Kurt Beck das verhindern müssen", sagte Raschke. Er warf ihm vor, sich "nicht gerade als bundespolitischer Großstratege" gezeigt zu mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|