LVZ: Leipziger Volkszeitung zu möglichen Koalitionen
Geschrieben am 28-02-2008 |
Leipzig (ots) - Von einer "Geisterfahrt" spricht Michael Naumann. Er meint die Linkspartei-Wackelei seines Vorsitzenden. Naumann irrt. Kurt Beck befolgt die Gesetze der Machtpolitik. Er hat, nur dieser Vorwurf trifft, am Ende vielleicht nicht genügend eigene Courage. Und er steht einer SPD vor, in deren Führung nur wenige die nötige Härte im Kampf haben. Die Wahlergebnisse von Hessen und die von Hamburg werfen eine zentrale Frage auf:Welcher der politischen Akteure verfügt über die notwendige Machtkompetenz, um Lösungen im neuen Mehrparteien-System zu wagen. Union und SPD versuchen es auf ihre Art - die einen blinken grün, die anderen dunkelrot. Gut möglich, dass nichts als weitere große Koalitionen daraus werden. Verhindern können das nicht die Großen, sondern nur die Kleinen. Liberale und Grüne sind für sich allein allenfalls nur Mittel zum Zweck für die Volksparteien. Die nötige Kraft, um im Vielparteien-Parlament die Stellschrauben zu beeinflussen, können nur Grün und Gelb im Zusammenspiel aufbringen. Von der Ökologie bis zur Ökonomie, von der inneren Sicherheit bis zur verantwortungsbewussten Außenpolitik gibt es bereits beachtliche Schnittmengen. Vorausgesetzt, die Matadore verzichten auf eitle ideologische Spiegelfechtereien. Nur wenn sich beide Ergänzungskräfte darauf einlassen, sich nicht in Lager einsperren zu lassen, können sie, auch jede Partei für sich, die Preise bei einer Koalitionsbildung mitbestimmen. Ganz abgesehen davon, dass sie auch nur so für Wechselwähler aus dem Dunstkreis der etablierten Volksparteien interessant werden. Die Grünen scheinen sich auf diese Kraft zu besinnen. Sie brechen sich selbst ideologisch auf und bieten mit dem künftigen Führungs-Duo Künast/Trittin eine erkennbare Hausnummer an. Die FDPsollte nicht darauf vertrauen, dass das Wählerpublikum stark beeindruckt ist, wenn der alte abgedrehte Film "Guido allein zu Haus" immer wieder neu eingespielt wird.
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