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Allg. Zeitung Mainz: Viel Zeit vergeudet (Kommentar zur Islamkonferenz)

Geschrieben am 13-03-2008

Mainz (ots) - Ab 1961 wurden Muslime als Arbeitskräfte nach
Deutschland geholt, heute leben über 3,3 Millionen unter uns, doch
noch immer eher selten mit, sondern zumeist neben uns. Zugegeben,
Integration war seinerzeit nicht gewollt, denn man war der Ansicht,
dass es sich um einen zeitlich begrenzten Aufenthalt handeln würde.
Das war ein Irrtum, mit den Folgen hätte sich diese Gesellschaft
schon längst auseinandersetzen müssen. Nun tut der
Bundesinnenminister seit Herbst 2006 in Form der Islamkonferenz sein
Bestes, um Versäumtes nachzuholen. Die Absicht ist löblich, doch der
Weg ist steinig. Denn es hat sich eine religiös geprägte
Infrastruktur gebildet, die nach außen schon wegen der Sprache
abgeschottet ist. Was in den Moscheen und inoffiziellen
Religionsschulen gepredigt und gelehrt wird, entspricht oft nicht den
Werte-Entscheidungen des Grundgesetzes. Die gestrige Einigung auf
Islam-Unterricht an Schulen ausschließlich in deutscher Sprache ist
zweifelsfrei ein Schritt nach vorn, doch er reicht nicht. Es bedarf
eines glasklaren Bekenntnisses aller Muslime zur deutschen
Rechtsordnung, die unter vielem anderen zum Bespiel die
Gleichberechtigung von Mann und Frau garantiert. Die Islamkonferenz
muss sich weg vom unverbindlichen Debattierclub hin zu einer
Plattform entwickeln, die klare Regeln und Auflagen definiert. Das
wird schwer, denn die an der Konferenz beteiligten islamischen
Organisationen repräsentieren nachweislich nur eine Minderheit der
Muslime in Deutschland. Schäuble redet also unter Umständen mit den
falschen Leuten. Will er glaubhafte, weil aufrichtige Bekenntnisse zu
Staat und Gesellschaft, sollte er sich schleunigst zumindest weitere,
besser noch auch andere Gesprächspartner suchen.

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597
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Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
crossmedia@vrm.de


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