LVZ: Sieg für altes Europa
Geschrieben am 03-04-2008 |
Leipzig (ots) - Von Gerd Niewerth Die verkniffenen Gesichter, angestrengten Posen und das verkrampfte Pflichtlächeln bei einer Reihe von Staatschefs sprechen Bände. Mit der vielbeschworenen Geschlossenheit im nordatlantischen Verteidigungsbündnis ist es nicht weit her. Bukarest 2008, das die Nato-Dramaturgen als leuchtenden und optimistischen Gipfel der Superlative zu inszenieren beabsichtigten, hat die längst vorhandenen Zerklüftungen nur noch deutlicher zu Tage treten lassen. Wem wann und unter welchen Bedingungen der Mitgliedsausweis für den vornehmen Klub ausgestellt werden darf, darüber herrscht weitgehende Uneinigkeit. Im Grunde zerteilt sich die Allianz in dieser Elementarfrage in zwei, wenn nicht sogar in drei Lager: Hier die Vereinigten Staaten, unterstützt von den meisten Nato-Neulingen aus Osteuropa, dort die "alten" Europäer mit Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und weiteren kleineren Ländern. Natürlich werden Letztere nun als mutlose Bedenkenträger und Spielverderber hingestellt, insbesondere aus Sicht der Ukrainer und Georgier, die längst noch nicht beitrittsreif sind und deshalb zu Recht noch eine längere Warteschleife zu drehen haben. Erfreulicherweise hat sich in Bukarest eine selbstbewusste "Koalition der Vernünftigen" zusammengefunden, die - ziemlich Nato-untypisch - dem nassforschen Treiben eines US-Präsidenten endlich Einhalt gebietet. Von ungefähr kommt dieses Bremsmanöver nicht. Der Flurschaden, den der mächtigste Mann der Welt im Laufe seiner achtjährigen Amtszeit im Militärbündnis angerichtet hat, hat bedenkliche Ausmaße angenommen. Allein schon durch sein verantwortungsloses Irak-Abenteuer hinterlässt er ein grandioses Desaster. Nicht zu vergessen die fragwürdigen Sondervereinbarungen mit Warschau und Prag in Sachen Raketenabwehr, die einen weiteren Keil in die Allianz treiben. Ganz nebenbei ist das abgekühlte amerikanische Verhältnis zu Russland geprägt durch unnötige Sticheleien, zu viel Provokation und Konfrontation. George W. Bush mag in Buka-rest noch so sehr an seinem Vermächtnis arbeiten. Die "alten" Europäer machen kein Geheimnis daraus, dass sie heilfroh sind, wenn sie diesen Präsidenten endlich los sind und im Weißen Haus wieder frischer Wind weht. Über Bukarest hinaus sollte die Allianz nun schleunigst die immer drängende Frage beantworten, wie sie den vorhandenen Erweiterungs-Instrumentenkasten den aktuellen Anforderungen anpassen will. Ähnlich wie die erweiterungsmüde EU, die etwa im Falle der Türkei über neue Formen der Anbindung denkt - Stichwort Mitgliedschaft light -, so muss auch die Nato das Beitrittsprozedere reformieren. Denn wer einmal in den Aktionsplan für die Mitgliedschaft aufgenommen ist, hat die Fahrkarte in die Nato praktisch gelöst. Dieser Automatismus aber ist falsch.
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