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Westdeutsche Zeitung: Klimaschutz funktioniert nicht ohne Verzicht = Von Stefan Küper

Geschrieben am 04-04-2008

Düsseldorf (ots) - Also doch: Was der ADAC schon vor Monaten
befürchtete, hat sich nun bewahrheitet. Die ursprünglichen Prognosen
der Automobilhersteller waren das Papier nicht wert, auf dem sie
geschrieben standen. Mehr als drei Millionen ausländische Fahrzeuge
können den Biosprit nicht vertragen. Die höhere Beimischungsquote ist
vom Tisch.

Für Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) ist das der zweite dicke
Reinfall nach dem Skandal um schadhafte Diesel-Rußfilter. Und es ist
ein denkbar schlechter Start in die Umsetzung des Klimaschutzpakets
der Bundesregierung. Der Vorfall zeigt, auf welch dünnem Eis die
gesamte Planung gebaut ist. Was passiert zum Beispiel, wenn die
Öko-Energie-Branche in einigen Jahren feststellt, dass die angepeilte
30-Prozent-Deckung des Strombedarfs bis 2020 nicht zu schaffen ist?
Die Klimaziele der Bundesregierung wären nicht mehr zu halten, der
stolze Klimaschutz-Vorreiter säße plötzlich auf einem lahmenden Gaul.

Dass die Union Gabriel nun unter Beschuss nimmt, ist scheinheilig.
Schließlich war es auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die auf
EU-Ebene dafür gekämpft hatte, den Autoherstellern das Erreichen der
neuen CO2-Grenzwerte mit Biosprit-Beimischung zu erleichtern. Und es
war die Union, der die Biosprit-Quoten gar nicht hoch genug sein
konnten. Warnungen von Wissenschaftlern, dass der Umstieg dem Klima
in den meisten Fällen eher schadet als nützt, wurden bewusst
überhört. Denn Biosprit suggerierte: Klimarettung klappt auch ohne
sparsame Autos, ohne wirtschaftliche Fahrweise, kurz: ohne Verzicht.
So funktioniert Klimaschutz ganz sicher nicht.

Für die deutsche Automobilindustrie bedeutet der Wegfall der
höheren Biosprit-Quote, dass sie bei der Fahrzeugtechnik deutlich
mehr tun muss, um die EU-Grenzwerte zu erreichen. Dass das technisch
möglich ist, beweisen Hersteller im Ausland schon seit Jahren. Doch
die deutschen Autobauer setzen bisher lieber auf "groß, schnell,
PS-stark" - und damit auf klimaschädigend. Sie werden alles
versuchen, die Quoten mit geballter Lobbyarbeit weichzuspülen. Andere
Länder haben zuerst ihre Autofahrer mit Strafsteuern auf dicke
"PS-Monster" zum Umdenken bewegt. Die Autoindustrie folgte zügig.
Wetten, dass das auch in Deutschland funktionieren würde?

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Martin VWestdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.deogler
Telefon: 0211/ 8382-2373
martin.vogler@westdeutsche-zeitung.de


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