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Börsen-Zeitung: Auf Tauchstation, Kommentar zu Emerging Markets von Dieter Kuckelkorn

Geschrieben am 04-04-2008

Frankfurt (ots) - Für deutsche Privatanleger, die dem Ruf vieler
Experten gefolgt sind und Geld über Fonds oder Zertifikate in den
Emerging Markets angelegt haben, war das erste Quartal wenig
erfreulich. Die zuvor hochfliegenden Aktienmärkte einer ganzen Reihe
von Schwellenländern sehen derzeit, was die Performance betrifft,
ziemlich alt aus. Die Kursniveaus sind jedenfalls vielerorts auf
Tauchstation gegangen.

Das prominenteste Beispiel sind derzeit zweifelsohne die
chinesischen Inlandsbörsen, an denen sich über ausgesuchte
institutionelle Investoren durchaus auch ausländische Privatanleger
tummeln. Seit Jahresanfang hat sich der Leitindex Shanghai Composite
um nicht weniger als 35% eingeebnet. Der Leitindex ISE der türkischen
Börse hat seit Anfang Januar mehr als 25% abgeben müssen. Und der als
Benchmark dienende MSCI Emerging Markets Index hat seit Ende Oktober
rund 20% verloren.

Im Vergleich dazu sehen die etablierten Märkte etwas freundlicher
aus - obwohl gerade dort und nicht in den Emerging Markets die Banken
sitzen, die sich die Subprime-Papiere haben andrehen lassen. So hat
der Dax seit Anfang Januar 17% eingebüßt, der S&P 500 aus dem
Ursprungsland der Krise sogar nur knapp 7%. Es ist insofern ein
scharfer Kontrast zu der Periode zwischen August und Oktober
vergangenen Jahres festzustellen, als allein US-Investoren in nur
sieben Wochen 24 Mrd. Dollar in die aufstrebenden Aktienmärkte
pumpten, was den MSCI Emerging Markets um 50% nach oben hievte.

Angetrieben wurde die Hausse unter anderem durch den soliden
Zustand vieler Emerging-Markets-Volkswirtschaften sowie von der
Überzeugung, dass es den Schwellenländern gelingen würde, sich im
Gegensatz zu früheren Krisen von der drohenden Rezession in den USA
abzugrenzen. Die These von der Abkopplung scheint sich zwar bislang
noch zu bewahrheiten. Den Anlegern hilft es jedoch nur wenig, da die
Kursrutsche von einem anderen Faktor ausgelöst worden sind:
Investoren aus den USA, Europa und Japan haben Mittel abgezogen, weil
sie diese anderswo dringend benötigten. Die Mittelabflüsse können
dabei durchaus dramatische Ausmaße annehmen. So zogen beispielsweise
US-Anleger im Januar in einer einzigen Woche 11 Mrd. Dollar ab.

Damit zeigt sich, dass die Kursniveaus der aufstrebenden Märkte in
einem hohen Maß von den Entscheidungen von Investoren aus der Ersten
Welt abhängig sind. Es wird geschätzt, dass Investoren aus den USA,
Europa und Japan mehr als 200 Mrd. Dollar in die Emerging Markets
gepumpt haben, bei einer Marktkapitalisierung der Länder von
insgesamt lediglich 1,5 Bill. Dollar.

Platzen der Blase

Es gibt noch einen weiteren Grund für die schwache Performance.
Was derzeit geschieht, ist das Platzen einer Überbewertungsblase in
zumindest einigen Märkten. Am deutlichsten ist dies in China zu
erkennen, weil es dort Unternehmen gibt, die sowohl an den
Inlandsbörsen als A-Aktien als auch in Hongkong als H-Aktien notiert
sind. Im Juli vergangenen Jahres wiesen diese H-Aktien gegenüber den
A-Aktien eine durchschnittliche Überbewertung von 113% auf. Aktuell
ist sie immerhin schon auf 39% geschrumpft.

Trotz der guten makroökonomischen Fundamentaldaten und der
politischen Stabilität vieler Schwellenländer müssen sich Investoren
zudem darauf einstellen, dass einzelne Märkte gnadenlos abgestraft
werden, wenn sich das Bild trübt. Dies haben jüngst in der Türkei
engagierte Anleger erfahren müssen. Die Emerging Markets weisen also
immer noch ein hohes Rückschlagpotenzial in Krisenzeiten und
grundsätzlich eine hohe Volatilität auf.

Langfristig aber dürften die Emerging Markets größere
Anlagechancen bieten als die etablierten Märkte, sofern sich die
Erkenntnisse aus der Vergangenheit auch auf die Zukunft übertragen
lassen. Wie der anerkannte Emerging-Markets-Experte Mark Mobius
errechnet hat, gab es bei Schwellenländeranlagen in den vergangenen
20 Jahren acht Baissen und Haussen. Die Korrekturen dauerten im
Durchschnitt sechs Monate und führten zu Wertverlusten von 33%. Die
sich anschließenden Bullenmärkte dauerten im Mittel 24 Monate und
führten zu Wertzuwächsen von 124%.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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