Allg. Zeitung Mainz: zu Horst Köhler
Geschrieben am 13-04-2008 |
Mainz (ots) - Mehr als drei Viertel der Bundesbürger wollen, dass Horst Köhler fünf weitere Jahre auf Schloss Bellevue "residiert", wie man so schön sagt. Dabei passt kaum ein Wort so schlecht zum amtierenden Bundespräsidenten wie "residieren". Wer einmal die Gelegenheit hatte, Horst Köhler von Angesicht zu Angesicht zu erleben, der erinnert einen sehr bescheidenen, wahrhaftigen Menschen, frei von staatstragenden Allüren, einen glänzenden Analytiker, obendrein mit einem feinen Humor. Und einen Mann, der deutliche, manchmal durchaus unbequeme Worte nicht scheut, ohne dabei zu poltern oder gar verletzend zu werden. So einer muss auch beim oftmals politikverdrossenen Bürger gut ankommen. In der Politik freilich gelten all zu oft andere Maßstäbe (wenn auch inoffiziell). So war es kaum verwunderlich, dass Köhler zu Beginn seiner Amtszeit sehr umstritten war. Und das nicht nur bei der SPD, die lieber ihre Kandidatin Gesine Schwan ins höchste Amt gehoben hätte. Denn der von FDP und CDU durchgesetzte Kandidat Köhler hat sich immer wieder ohne Rücksicht auf die Parteizugehörigkeit der handelnden Personen in die Tagespolitik eingemischt. Bei der Diskussion um eine zweite Amtszeit Köhlers geht es in der Politik aber nicht so sehr um die persönlichen Vorzüge dieses Mannes und seiner Qualifikation für das Amt, sondern leider auch ums Kalkül. Wäre seine Wiederwahl mit Blick auf die nächste Bundestagswahl angeraten? Welches Signal würde dies aussenden in Richtung zukünftiger Koalitionäre? Gedankenspiele, die des Amtes zwar nicht würdig, aber bittere Realität sind. Glücklicherweise sieht es so aus, als kämen die Parteien dabei zu dem Schluss, dass Köhler auch für fünf weitere Jahre der richtige Mann sein könnte. Jetzt ist es nur noch an ihm, sich zu äußern - und er erkennt hoffentlich, dass die Deutschen ihn noch eine Zeit lang brauchen.
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