(Registrieren)

CARE: "Ursachen für Hungerkatastrophen bei Industriestaaten" Scharrenbroich fordert Abbau von Zollschranken für Agrarprodukte

Geschrieben am 16-04-2008

Bonn (ots) - Ab heute erörtern 60 Experten von 30 führenden
internationalen Hilfsorganisationen bei der UN-Organisation für
Landwirtschaft und Ernährung (FAO) das Problem der geringer werdenden
Nahrungsmittelressourcen. Die dreitägige Konferenz "Rethinking Food
Security in Humanitarian Response" wird organisiert von CARE
International und Oxfam. Zur Bekämpfung des Hungers will CARE vor
allem die Selbsthilfekräfte der Kleinbauern stärken.
"Ursachen für Hungerkatastrophe überwiegend bei Industriestaaten"
Scharrenbroich fordert Abbau von Zollschranken für Agrarprodukte /
Konferenz in Rom

BONN/ROM 16. April 2008 Der Vorsitzende von CARE
Deutschland-Luxemburg, Heribert Scharrenbroich, beklagt vor allem
"das Fehlen einer konsequenten Strategie bei der Hungerbekämpfung und
eine verantwortungslose Handelspolitik", als Ursache der nun
plötzlich von IWF und Weltbank entdeckten Hungerkatastrophe. "Diese
Katastrophe hat viele schon seit langem bekannte Ursachen, von den
Handelshemmnissen für die Länder der Dritten Welt über
Exportsubventionen für die Agrarprodukte der Industrieländer bis hin
zur Vernichtung von Nahrungsmitteln durch Biogasproduktion im großen
Stil. Die Verantwortung für die jetzt hoffentlich ins Bewusstsein der
Weltöffentlichkeit getretene Hungerkatastrophe liegt also überwiegend
bei den Industrieländern und den von ihnen beherrschten Institutionen
wie Weltbank, WTO, IWF und sogar dem Welternährungsprogramm der
Vereinten Nationen. Wenn die Industrieländer jetzt aufgefordert
werden, schnell zu helfen, sollte das weniger als Appell an
großzügige Hilfsbereitschaft sondern mehr als eine Aufforderung, den
verursachten Schaden abzumildern, verstanden werden."

Scharrenbroich sieht die US-amerikanische Nahrungsmittelhilfe und
das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen als
Mitverursacher für die Vernichtung heimischer Agrarproduktion, weil -
nicht zuletzt in Afrika - viele bäuerliche Existenzen durch
Anlieferung von Getreide der amerikanischen Farmer zerstört habe.
Scharrenbroich: "Wenn jetzt das WFP viele Menschen vor dem Hungertod
retten soll, muss man genau hinsehen, welche Art von Hilfe gerade die
USA dem WFP anbieten. Sachhilfe in Form von Getreide darf nur noch
dann akzeptiert werden, wenn dieses in den betroffenen Regionen nicht
gekauft werden kann. Ansonsten sollten die Amerikaner gehalten
werden, die Kaufkraft des Welternährungsprogramms durch
Finanzzuweisungen zu stärken, wie das die Europäischen Länder und die
EU schon seit langem tun. Das WFP darf nicht mehr länger unter dem
Kuratel der amerikanischen Farmer Lobby stehen." Scharrenbroich
verweist darauf, dass CARE, allen voran CARE-USA, sich deswegen
inzwischen weigert, US-amerikanisches Getreide in Ländern der dritten
Welt zu verkaufen, um mit dem Erlös Entwicklungsmaßnahmen
durchzuführen. Scharrenbroich: "Damit ist nicht nur ein nicht zu
rechtfertigender Kostenaufwand verbunden, sondern lokale Märkte
wurden durch diese Praxis schwer gestört. Lediglich in akuten
Nothilfemaßnahmen ist die Verteilung von importierter Nahrung
gerechtfertigt."

Trotz der notwendigen Soforthilfe für die hungernden Menschen
müsse jetzt auch endlich eine Strategie zur Vermeidung von
Hungerkatastrophen entwickelt werden. Scharrenbroich: "Wenn die
Industrienationen nicht endlich die Zollschranken für Agrarprodukte
aus der so genannten Dritten Welt abbauen, wenn sie nicht aufhören
ihre Agrarexporte dorthin zu subventionieren und wenn sie nicht die
Hilfe zur Selbsthilfe gerade für die kleinen landwirtschaftlichen
Betriebe in viel größerem Umfang wie bisher fördern, werden sie noch
lange Hilfsaktionen finanzieren müssen und verantwortlich für großes
menschliches Leid bleiben."
Hintergrund-Informationen

In einer kürzlich veröffentlichten Studie des Welternährungswerks
(WFP), das jährlich 73 Millionen Menschen mit Nahrungsmittelhilfe
versorgt, wird beklagt, dass weitere 500 Millionen Dollar notwendig
sind, um die steigenden Preise auszugleichen. Der Präsident der
Weltbank, Robert B. Zoellick wies darauf hin, dass die steigenden
Nahrungspreise den weltweiten Kampf gegen Hunger und Armut um Jahre
zurückwerfe und fordert daher eine neue Strategie für die weltweite
Nahrungsmittelhilfe.

Einer Studie der amerikanische Tufts Universtität zufolge sterben
weltweit immer weniger Menschen an großen Naturkatastrophen. Jedoch
steigt die Zahl derer, die an Nahrungsmittelknappheit infolge von
Dürre und bewaffneten Konflikten leiden/sterben. Diese Ereignisse
finden meist nur geringen Widerhall in den internationalen Medien.
Jedoch haben sie verheerende Auswirkungen auf das Leben der Menschen
in Entwicklungsländern. Aktuell bahnt sich eine erneute Hungerkrise
in Zentralsomalia an, von der bereits Hunderttausende betroffen sind.

Daher ist es eine Notwendigkeit, den Blick auf
Katastrophenvorsorge, die Steigerung der landwirtschaftlichen
Produktion von Kleinbauern, die Schaffung eines sozialen Netzes und
den Schutz des Viehbestands zu richten. Bislang zielte die
Nahrungsmittelhilfe in erster Linie darauf ab, nach Katastrophen
aktiv zu werden. Eine schnelle Reaktion auf solche Krisen ist
weiterhin von großer Bedeutung, jedoch müssen auch die
zugrundeliegenden Ursachen für den weltweiten Hunger bekämpft werden.

Originaltext: CARE Deutschland-Luxemburg e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6745
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6745.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
CARE Deutschland-Luxemburg e.V.
Thomas Schwarz
Telefon: 0228 / 97563 23
Mobil: 0160 / 745 93 61
E-Mail: schwarz@care.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

131323

weitere Artikel:
  • LVZ: Grünen-Politiker Palmer: Schwarz-Grün hat beste Aussichten beim ökologischen Umbau / Mehr Nüchternheit in der Politik als bei Rot-Grün Leipzig (ots) - Der Grünen-Politiker Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen, verbindet mit dem in Hamburg entstehenden schwarz-grünen Regierungsbündnis und daraus folgenden weiteren Kooperationen die Hoffnung auf neuen Schwung bei der Versöhnung von Ökonomie und Ökologie. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Donnerstag-Ausgabe) sagte Palmer, der zu den jungen Hoffnungsträgern seiner Partei gehört: "In Schwarz-Grün steckt ein großes Potential", wenn es den Grünen gelänge, die CDU für die Ökologie wirklich zu gewinnen. mehr...

  • Umfrage: Schlechte Noten für den Gesundheitsfonds Berlin (ots) - Der Gesundheitsfonds schneidet in den Augen der Bevölkerung schlecht ab: Zwei Drittel der Menschen lehnen es ab, dass künftig die Regierung den Beitragssatz festlegt, 71 Prozent befürchten, dass das System dadurch auf eine Einheitskasse zusteuert. Drei Viertel der Bevölkerung gehen davon aus, dass der Fonds mehr statt weniger Bürokratie mit sich bringt. Die Mehrheit hat kein Vertrauen in die Zuverlässigkeit der staatlichen Steuerzuschüsse für das Gesundheitssystem: Acht von zehn Menschen erwarten Einschnitte zu Lasten der mehr...

  • FAO-Chef Jacques Diouf zur Nahrungsmittelkrise: "Das wird Einfluss auf die Stabilität in der ganzen Welt haben" Hamburg (ots) - Jacques Diouf, der Chef der Organisation für Nahrungsmittelsicherheit und Landwirtschaft der Vereinten Nationen (FAO), warnt angesichts der Nahrungsmittelknappheit in vielen Ländern vor einer Sicherheitsbedrohung. "Was wir heute am Markt für Nahrungsmittel sehen, ist nur ein Vorbote", sagt er ZEIT Online. "Wenn wir alles so lassen, riskieren wir nicht nur eine nationale Katastrophe in den Ländern selbst. Das wird einen Einfluss auf die Stabilität in der ganzen Welt haben." Diouf kritisiert vor allem die Entwicklungshilfepolitik mehr...

  • Leggewie fordert Umdenken in der Klimadebatte Hamburg (ots) - Der Politikwissenschaftler Claus Leggewie und der Sozialpsychologe Harald Welzer fordern in der ZEIT ein Umdenken in der Klimadebatte. Es reiche nicht aus, den Klimawandel vermeiden zu wollen, Forschung und Politik müssten auch über Anpassungsstrategien nachdenken: "Wir müssen uns endlich mit dem Gedanken anfreunden, dass der globalen Klimaerwärmung mit der Total-Auswechselung von Glühbirnen gegen Energiesparlampen kein Einhalt zu gebieten ist." Die Wissenschaft müsse sich trauen, vom "Denken wie üblich" abzurücken. mehr...

  • Recht und Migration / Tagung des Deutschen Auswandererhauses und des Amtsgerichts Bremerhaven vom 15. bis 16. Mai 2008 Bremerhaven (ots) - Die Tagung "Recht und Migration - ein Vergleich der Rechtssysteme und -geschichte der größten westlichen Einwanderungsländer" vom 15. bis 16. Mai 2008 bietet einem interessierten Fachpublikum die einmalige Gelegenheit, Einblicke in die aktuelle europäische und US-amerikanische Einwanderungsgesetzgebung und ihre Geschichte zu bekommen. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries eröffnet die Konferenz mit einer Ansprache über Deutschland als Einwanderungsland. Richter, Juristen und Fachleute aus Spanien, Frankreich, den mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht