 Allg. Zeitung Mainz: Ein Probelauf (Kommentar zu Hamburg)
Geschrieben am 16-04-2008 |
Mainz (ots) - Was sich da jetzt in Hamburg anbahnt, ist keineswegs
eine Überraschung. Wer Ole von Beust am Wahlabend Ende Februar
nämlich gut zugehört hatte, dem war schon seinerzeit klar, dass für
den Spitzenmann der CDU in der Hansestadt Schwarz-Grün eine glasklare
Option war. Eineinhalb Monate später scheint man sich einig. Wer nun
genau über welchen Schatten gesprungen ist, wird zwar noch nicht
verraten. Doch man kann getrost davon ausgehen, dass da ein ziemlich
ausgewogenes Geben und Nehmen bei den Knackthemen Kohlkraftwerk,
Elbvertiefung und vor allem Bildung stattgefunden hat. Wer sich das
andauernde Gezerre in Hessen betrachtet, kann nicht umhin, durchaus
Wohlwollen für die Nordlichter zu empfinden. Sie haben den Willen der
Wähler nüchtern und sachlich angenommen und versucht, das Beste
daraus zu machen, statt stur an den eigenen Positionen festzuhalten.
Dass die Sache keine Liebesheirat sein wird, steht außer Frage, aber
dazu sind Parteien auch nicht da. Jetzt wird es auf beiden Seiten
darauf ankommen, die Basis zu überzeugen. Das dürfte gelingen, sonst
hätte man schon längst deutliches Murren vernommen. Erstmals also
Schwarz-Grün auf Landesebene. Auch wenn die Bundes-CDU sich gestern
wortreich beeilte, die Hamburger Entwicklung nicht als eine mögliche
Option für den Bund im kommenden Jahr erscheinen zu lassen, genau das
ist sie. Setzt sich der Niedergang der SPD unter Kurt Beck weiter so
dramatisch fort wie bisher, braucht diese Republik solide
Alternativen, die ein weiteres Erstarken der Linken zuverlässig
verhindern. In Hamburg beginnt ein Probelauf, der sehr wohl in Berlin
enden kann.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
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