BP: Bio-Engagement mit "Köpfchen"
Geschrieben am 17-04-2008 |
Bochum (ots) -
BP Chef Dr. Uwe Franke: Mehr Forschung und neue Lösungswege notwendig, um nachhaltig produzierte Biokomponenten für den problemlosen Einsatz in Automobilen zu entwickeln - Weltweit erstes Energie-Bioforschungsinstitut hat Arbeit aufgenommen
- BP investiert hier rund 500 Mio. US Dollar in 10 Jahren
Nach der Bio-Euphorie der letzten Jahre stehen die Biokraftstoffe Biodiesel und Bioethanol zunehmend in der Kritik. Zunächst waren sie als Heilsbringer in aller Munde, um die Abhängigkeit von Öl und gleichzeitig den CO2-Ausstoß zu verringern. Jetzt wirft man ihnen mangelnde Nachhaltigkeit bei der Pflanzenherstellung, Gefährdung der Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren, Verteuerung von Nahrungsmittelpreisen und eingeschränkte Eignung beim Einsatz in bestehenden Fahrzeugflotten vor.
"Wir haben von Anfang an auf diese Problematik hingewiesen", sagt BP Chef Franke. "Aber wir sollten das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Biokraftstoffe können einen sinnvollen Beitrag zur Vermeidung von CO2-Emissionen und zur Versorgungssicherheit leisten. Es kommt aber darauf an, dass wir es richtig machen."
Momentan sieht BP drei zentrale Herausforderungen:
1. Biokraftstoffe der ersten Generation - Biodiesel und Bioethanol insbesondere aus heimischer Produktion - haben nur eine begrenzte Klimaschutzwirkung. Gleichwohl haben sie ihre Berechtigung, da sie als einziger bisher vorhandener Teilersatz für fossile Kraftstoffe einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Der Einsatz dieser Komponenten in höheren Konzentrationen ist jedoch - wie das Beispiel eines 10-prozentigen Anteils von Ethanol im Benzin (E10) und eines mehr als 7-prozentigen Anteils von Biodiesel im Diesel zeigt - nach Aussagen der Automobilindustrie nicht für die Verwendung in allen Kraftfahrzeugen geeignet.
2. Um die Bioquotenziele in Deutschland zu erreichen, sind Importe notwendig. Hierfür sind verbindliche Nachhaltigkeitsstandards erforderlich, die erst noch geschaffen werden müssen. Die nachhaltige Erfüllung der Bioziele in Deutschland darf aber nicht dazu führen, dass andere Länder in Europa die gesamteuropäischen Ziele nur über Biokraftstoffe aus nicht nachhaltigen Quellen abdecken können. Die Nutzung von Biokraftstoffen darf nicht zur Rodung von Regenwäldern beitragen.
3. Die Weiterentwicklung von Biokraftstoffen muss technologieoffen sein. Nur so können sie wirksam zum Klimaschutz beitragen, eine hohe Kraftstoffqualität gewährleisten und durch den Einsatz von geeigneten Energiepflanzen die Konkurrenz mit Nahrungsmitteln vermeiden. In diesem Zusammenhang begrüßt BP die Pläne der Bundesregierung Biogas (Biomethan) zu einem Teil ihrer langfristigen Biokraftstoffstrategie zu machen.
Um Fehler beim Einsatz ungeeigneter Komponenten zu vermeiden und die Entwicklung fortgeschrittener Biokraftstoffe voranzutreiben, setzt BP auf eine Doppelstrategie: Einerseits sehr viel Investment in Forschung und andererseits die konkrete Vorbereitung neuer Lösungen. "Bio ja, aber mit Köpfchen!", erklärt Franke.
Im März 2008 hat das weltweit erste Energie-Bioforschungsinstitut - "Energy Bioscience Institute" (EBI) - mit Sitz in Berkeley in Kalifornien seine Arbeit aufgenommen. BP hat sich verpflichtet, über 10 Jahre lang die Forschung mit jährlich rund 50 Mio. Dollar zu fördern. Bisher wurden über 50 Forschungsprojekte freigegeben. Die meisten Projekte kreisen um vier Arbeitsbereiche:
1. Entwicklung eines Grundstocks von Energiepflanzen, die zur Gewinnung von Biokraftstoffen geeignet sind.
2. Biokraftstoff-Depolymerisation: Aufbrechen von Pflanzenzellen in energiereichen Zucker (Ausgangsbasis für Ethanol)
3. Die Produktion von Biokraftstoffen
4. Umwelt-, soziale und ökonomische Dimension von Biokraftstoffen
Weitere Hintergrundinformationen:
Im Rahmen des oben genannten EBI und darüber hinaus auch in Kooperationen mit weiteren Partnern wie beispielsweise DuPont und D1 Oil arbeitet BP an folgenden Technologien und Produktions-prozessen für Biokraftstoffe:
Beimischung zu Ottokraftstoffen ("Benzin")
1. BP arbeitet an der Erforschung und Weiterentwicklung von Energiepflanzen (z.b. Miscanthus, Erklärung siehe unten!) aus denen Zucker als Basis für Ethanol gewonnen werden kann.
2. Ein weiterer Schritt ist die Herstellung von Bioethanol aus Lignozellulose (Erklärung siehe unten!), die eine Gesamtpflanzennutzung ermöglicht.
3. Ein aussichtsreicher Zukunftspfad ist für BP die fortgeschrittene Biokomponente Butanol (Erklärung siehe unten!). Hieran arbeitet das Unternehmen zusammen mit DuPont in einer Partnerschaft. Am Standort Hull in England, an dem BP gemeinsam mit DuPont und ABF (Associated British Food) bis Ende 2009 zunächst eine Bioethanol-Anlage mit einer Kapazität von 420 Mio. Liter errichten wird, soll auch eine erste Demonstrationsanlage für die Produktion von jährlich etwa 20.000 Liter Biobutanol entstehen. Biobutanol hat die gleichen Einsatzstoffe wie Ethanol, bietet aber technisch mehrere Vorteile: Es kann Benzin in deutlich höheren Anteilen beigemischt werden, hat einen höheren Energiegehalt und verbessert daher die Kraftstoffeffizienz und den Kraftstoffverbrauch. Mit der Butanol-Zumischung kann ein bis zu doppelt so hoher CO2-Reduzierungseffekt erzielt werden.
Beimischung zu Dieselkraftstoff
1. BP erforscht die Herstellung eines Biokraftstoffs aus dem Öl der ungenießbaren Jatropha-Curcas-Nuss. Sie ist auf weniger anspruchsvollen, für die Nahrungsmittelanpflanzung weniger geeigneten Böden kultivierbar. Daher steht Jatrophaöl in keiner direkten Nutzungskonkurrenz zu Speiseölen. Um den Anbau von Jatropha und die Erzeugung von Jatrophaöl im großen Maßstab voranzutreiben, hat BP im Juni 2007 mit D1 Oil ein Joint Venture mit einem Anteil von jeweils 50 Prozent unter dem Namen "D1-BP Fuel Crops Limited" gegründet. Das Joint Venture wird in Indien, Südafrika, Südostasien und in Zentral- und Südamerika in den nächsten Jahren auf einer Million Hektar marginalem Land Jatropha anpflanzen und zum weltweit größten Hersteller dieses Biokraftstoffs aufsteigen. D1 verfügt über umfangreiches Pflanzen-Know-how. Das Unternehmen testet eine Vielzahl von Sorten der Jatrophapflanze auf Ertrag und Widerstandsfähigkeit. Die Kapazität der geplanten Fläche soll ab 2012 zu einer Produktion von rund 2 Mio. Tonnen Jatrophaöl führen, das vor allem in den Anbauländern verwendet werden kann.
2. Hydriertes Pflanzenöl
Hydriertes Pflanzenöl stellt aus Sicht von BP eine interessante technologische Option für eine fortschrittliche Biokomponente im Dieselbereich dar. Gegenüber Biodiesel hat es einen deutlich höheren Energiegehalt, erfordert weniger Energieeinsatz in der Herstellung und führt zu einer höheren Kraftstoffqualität. Es wird deshalb von der Automobilindustrie im Zusammenhang mit höheren Beimischquoten gegenüber dem traditionellen Biodiesel klar favorisiert. Hydrierte Pflanzenöle haben darüber hinaus ein deutlich höheres CO2-Vermeidungspotential. Vorraussetzung hierfür ist, dass ausreichend zertifiziertes Pflanzenöl aus nachhaltiger Produktion zur Verfügung steht.
3. Algen
Zusammen mit der Universität von Arizona forscht BP an der Erzeugung von Öl aus Algen sowie an der Herstellung von Biodiesel aus Algenöl. Die Technologie ist sehr viel versprechend, mit einem ausgesprochen günstigen Verhältnis von Anbaufläche zu erzeugtem Kraftstoff. Da Algen für Ihr Wachstum CO2 benötigen, ermöglicht dies unter Umständen die Entwicklung einer umweltfreundlichen und vielleicht sogar CO2-freien Energiequelle. Die Biokraftstoff-Herstellung könnte beispielsweise im Umfeld von Kraftwerken angesiedelt werden, um das Rauchgas als CO2-Quelle zu nutzen.
Drei Begriffserklärungen:
Miscanthus:
Der auch als Chinaschilf bekannte schnellwüchsige Hybrid bietet wegen seines hohen Brennwertes und seiner günstigen Kohlendioxidbilanz günstige Voraussetzungen zur Verwendung als nachwachsender Lieferant von Biomasse. Energiegräser wie Chinaschilf stehen in keiner direkten Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion, denn sie wachsen auch auf minderwertigen Böden und benötigen keine intensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung. Weiterhin bietet sich insbesondere durch neue Züchtungen die Möglichkeit der Nutzung des in Miscanthus gespeicherten Grünzuckers für die Bioethanolproduktion.
Lignozellulose:
Pflanzenreste oder Energiepflanzen enthalten Zucker in Form von Lignocellulosen in ihren Zellwänden eingelagert. Lignocellulosen bestehen aus Cellulose, Hemicellulosen und dem nicht fermentierbaren Lignin ("Holzstoff"). Um aus Lignozellulose Bioethanol herstellen zu können müssen zunächst die Cellulose und die Hemicellulosen in die einzelnen Zuckerformen gespalten werden. Das geschieht mit Säuren und speziellen Enzymen. Danach müssen die Hefen das Gemisch aus Glucose, Xylose und Arabinose zu Ethanol fermentieren.
Butanol:
Butanol ist ein aliphatischer Kohlenwasserstoff und gehört zur Gruppe der Alkanole, die wiederum zu den Alkoholen gehören. Eine Möglichkeit der Herstellung besteht in der Fermentation von Zucker und Stärke mithilfe von speziellen Bakterien (Clostridien). Derzeit befinden sich auch eine Reihe anderer Mikroorganismen (z.B. gentechnisch modifizierte Hefen, Escherichia coli,) in der Entwicklung, die Butanol einfacher und kostengünstiger produzieren können.
Anmerkung für Redakteure:
Die Deutsche BP AG: 5.800 Mitarbeiter. Umsatz 2006: 41,569 Mrd. Euro (ohne Energiesteuer). Mit rund 2400 blau-weißen Stationen ist die Tankstellentochter Aral Marktführer im wichtigsten europäischen Tankstellenmarkt, Castrol ist die Nummer 1 im Schmierstoffgeschäft und BP Solar ein führendes Photovoltaik-Unternehmen. BP ist Betreiber des zweitgrößten Raffineriesystems in Deutschland mit einer Destillationskapazität von 17 Mio. Tonnen Rohöl pro Jahr. www.deutschebp.de , www.aral.de , www.castrol.de .
BP plc (British Petroleum) in London ist eines der größten Öl- und Gasunternehmen der Welt mit rund 96.000 Mitarbeitern in über 100 Ländern. Öl- und Gasförderung, Verarbeitung und Vermarktung bilden den Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit. BP ist zugleich führend beim Einsatz erneuerbarer Energien. In der 2005 gegründeten BP Alternative Energy sind alle CO2-armen Aktivitäten wie Solarenergie, Windkraft, Wasserstoff, Biokraftstoffe und CO2-Sequestration zusammengefasst. www.bp.com .
Originaltext: Deutsche BP AG Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/42535 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_42535.rss2
Pressekontakt: Deutsche BP AG/ Bereich Presse & Externe Kommunikation Rückfragen bei: Ulrich Winkler Tel.: (0234) 315-4100 Detlef Brandenburg Tel.: (0234) 315-2664 Fax: (0234) 315-2319 www.deutschebp.de
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