(Registrieren)

"Ich gab Romy Schneider ihren ersten Kuss!" Tele 5 Exklusiv-Interview mit Claus Biederstaedt, der deutschen Synchronstimme von Marlon Brando

Geschrieben am 23-04-2008

München (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist
abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

'Der letzte Tango in Paris' auf Tele 5: So, 27.04. 22.15 Uhr

Er war der Sonnyboy des Nachkriegskinos, Synchronsprecher von
düsteren Helden und macht heute erfolgreich Theater. Das zu seinem
80. Geburtstag geplante Stück 'Trau keinem über 60' wurde gerade
kurzfristig abgesagt. Claus Biederstaedt muss wegen Hüftproblemen ins
Krankenhaus. Im Tele 5-Interview spricht er über schöne Frauen,
Höhenflüge, Tränen und die Liebe zum Kino.

Tele 5: Herr Biederstaedt, in 'Der letzte Tango in Paris' bedenkt
Marlon Brando seine Geliebte mit obszönen Kraftausdrücken. Wie war
das für Sie, Anfang der 70er Jahre, so etwas zu sprechen?

Claus Biederstaedt: Das war seltsam, da habe ich schon geschluckt.
So frei war man ja damals noch nicht. Als der Film dann im Kino lief,
wusste ich zuerst nicht, ob ich meine Frau überhaupt mitnehme, aber
wir haben ihn dann doch zusammen gesehen.

Haben Sie Brando gerne synchronisiert?

Über Brando war ich erstmal entsetzt, weil (imitiert Brandos
zischelndes Raunen), der spricht ja so komisch. Wenn man diese Stimme
hat, das ist ein Schicksal. Aber ich habe es wahnsinnig gerne
gemacht. Als ich die Szene am Totenbett gesprochen habe, das ging mir
richtig an die Nieren, da habe ich echte Tränen geweint.

War die Kino-Aufführung ein großes Ereignis?

'Der letzte Tango in Paris' ist damals falsch vorgestellt worden,
das fand ich sehr schade. Es war die Sex-Sensation, das Perverseste,
was man sich vorstellen kann. Ich sehe den Film aber vielmehr als
eine Passion oder ein Requiem für einen Mann, der nichts weiter auf
dieser Welt sucht als den Tod und ihn findet in diesem Mädchen.

Es geht um die Verbindung von Sex und Tod.

Ja, und um diese Endzeitsituation in der Brando sich befindet. Er
kreist ja nur darum, das Letzte noch auszuschöpfen, auszuprobieren,
um dann endlich zu sagen: So, es hat sich nicht gelohnt. Verkauft
wurde der Film wie ein Porno. Und es wurde von der Kanzel hinunter
empfohlen, vorsichtig ausgedrückt, diesen Film nicht zu besuchen.
Drastischer war es bei der 'Sünderin' (1951) mit Hildegard Knef. Da
hieß es, "Wehe ihr geht in diese Sündenhäuser und guckt euch diese
zwei Sekunden nackte Knef an!" Sehr prüde.

Als Synchronsprecher - ob von Brando, Peter Falk, James Garner
oder Albert Finney - kontrastieren Sie Ihr Image des artigen jungen
Mannes.

Das macht einfach Spaß, in Rollen zu schlüpfen, die man vielleicht
auch hätte spielen können, aber in Deutschland wird einem das nicht
zugetraut.

Sind Sie unterschätzt worden?

Na ja, das ist hier immer kommerzdiktiert: Wenn ein Schauspieler
einen bestimmten Typus abdeckt, wie die Produzenten heute sagen, dann
wollen wir froh sein, dass wir den haben. Eigentlich bin ich ein ganz
anderer Typ, ernsthafter. Aber so wurde ich der fröhliche junge Mann,
nach dem sich die Schwiegermütter sehnen.

Nicht nur die Schwiegermütter. Sie waren ein großer Frauenschwarm.

Ich habe für Frauen geschwärmt - aber umgekehrt eben auch! Das ist
ja nach wie vor das Schönste, was dem lieben Gott eingefallen ist.
Das leugne ich auch nicht. Ich hatte Gott sei Dank aber auch
Mentoren, die mir gesagt haben: "Claus, die Erde ist hier, da gehört
man hin. Nicht da oben, da ist die Luft sehr dünn."

Sie hatten Höhenflüge?

Wenn man dermaßen adoriert wird und Waschkörbe voller Briefe
bekommt, dann bleibt das nicht aus, dass man sagt: "ich bin ja so
toll."

Wie war das damals ein Star zu sein?

Unglaublich, die Menschen haben sich schier umgebracht, um uns zu
sehen. Wir waren wie Kaiser oder Ersatzkönigshäuser. Dieser Kult, das
Unnahbare wurde ganz bewusst praktiziert. Wenn ich an unsere
Filmpremieren denke: Da fuhr ein dreieckiger Polizeikordon auf
Motorrädern, wir saßen im offenen Auto mit einer Konfettiparade und
fuhren durch eine Flucht von Straßen, alle schwarz von Menschen. Das
Kino war ein großer Saal mit Riesenleinwänden und zwei bis
dreitausend Plätzen. Da bekamen wir natürlich etwas von einem
Denkmal, das überlebensgroß ist.

Was hat sich verändert?

Ehrfurcht oder Bewunderung sind Vokabeln, die heute nicht mehr
existieren. Heute wird dauernd der Superstar gesucht, alles ist super
und mega, wobei es kaum noch Stars gibt.

Warum nicht?

Es ist einfach zu schnelllebig, man hat nicht die Distanz, es
fehlt das Piedestal. Der Star ist ja jemand, der unerreichbar ist, so
war das damals. Dabei gibt es auch heute großartige Schauspieler.

Sie haben damals mit den schönsten Frauen gedreht, auch mit Romy
Schneider, wie war das?

Niedlich, sie war 16, ich 26. Unser Filmkuss war der erste Kuss
ihres Lebens. Später haben wir zusammen synchronisiert, 'César und
Rosalie', (französischer Film mit Yves Montand und Romy Schneider).
Das Synchron-Drehbuch war so miserabel, dass sie sagte: "Das mache
ich nicht, ich hau' ab." Alle waren verzweifelt. Eine Katastrophe,
wenn Romy Schneider in der deutschen Fassung ihre Rolle nicht selbst
spricht. Ich konnte sie aber verstehen. Und dann hab ich ihr gesagt:
"Du kannst französisch, komm, wir versuchen zusammen einen besseren
Text daraus zu machen."

Und sie hat mitgemacht.

Ja, und danach hat sie mich umarmt und gesagt: "Du bist der Erste
und Einzige, der so konstruktiv mit mir umgegangen ist!" Weil alle um
sie herum vor lauter Scheu arrogant wurden. Dieses Mädchen hat ein
Leben gehabt, das die Mutter versaut hat. Kinderstars werden auf
einen Thron gesetzt, den sie nicht ausfüllen können.

Hatten Sie Affären mit Schauspielkolleginnen?

Mir gefallen wesentliche Frauen besser, Frauen die ansehnlich sind
und was im Kopf haben. Wenn ich Schönheiten sehen will, dann gehe ich
in die Uffizien. Schauspielerinnen haben mich nie interessiert.

Zu eitel?

Nein, auch zu zugekleistert. Diese Küsserei im Film: kaum machen
sie "mhm" heißt es schon: "Maske!" und es muss wieder zugekleistert
werden. Entsetzlich! Meine Frau Barbara ist Kieferorthopädin.

Sie sind zum zweiten Mal verheiratet und seit 37 Jahren
miteinander glücklich?

Ja, sehr. Und was mich wahnsinnig freut: Wir haben ein ganz tolles
Verhältnis zu meiner ersten Frau Ingrid. Sie ist die Mutter meines
Sohnes, wir waren damals 13 Jahre zusammen und heute ist sie eine
richtige Freundin.

Warum haben Sie mit Film und Fernsehen aufgehört?

Man hat mich aufgehört, ich werde nicht mehr gefragt - bin aber in
einer sehr prominenten Gesellschaft, die nicht mehr beschäftigt ist.
Ich habe zum Glück immer Theater gespielt. Inzwischen bin ich so
weit, dass ich auch viel Regie führe und mir die Stücke sogar
aussuchen kann. Das macht mich glücklich, dass ich das erreicht habe.
Die nächsten eineinhalb Jahre sind komplett verplant.

Das Theater hält offensichtlich jung...

Ja, sowohl mnemotechnisch als auch physisch. Und ich bin stolz
darauf, dass ich es geschafft habe, zwölf Kilo abzunehmen. Morgens
nur Obst, dann etwas Hüttenkäse oder Quark und abends habe ich dann
richtig gegessen. Und natürlich trinke ich Rotwein, das ist das
Lebenselixier schlechthin.

Wollten Sie mal nach Hollywood?

Hilde Knef wollte so gern, dass ich mit nach Hollywood komme. Das
habe ich Laszlo Benedek erzählt, mit dem ich 'Kinder, Mütter und ein
General' gedreht habe (auch Regisseur von 'Der Wilde' mit Marlon
Brando). Benedek hat gesagt: "Was willst du da? Europa hat die besten
Schauspieler der Welt. Wir in Hollywood haben ein paar gute Typen,
gute Schauspieler brauchen wir nicht."

Nur sehr wenige haben sich dort durchgesetzt.

Das waren perfide Methoden. Die Amerikaner haben die deutschen
Stars abgesahnt, weil die hier so einen hohen Marktanteil hatten.
Nach dem Motto, "wir schöpfen die ab, stellen sie ruhig, dann sind
sie weg vom deutschen Markt und unsere Filme haben einen Platz." Gerd
Fröbe war der einzige, der in Hollywood ein bisschen reüssierte.

Worüber weinen Sie?

Ich habe keinen Grund unglücklich zu sein. Aber es regt mich auf,
dass oft so lax mit Sprache umgegangen wird. Ich habe jüngst im Hotel
mit einer jungen Rezeptionistin geredet, die den Vorzug hatte, auch
noch hübsch zu sein, deshalb war das Gespräch etwas intensiver. Ich
habe sie gefragt: "Wieso sagen Sie eigentlich immer frühmorgens um
sieben 'Schönen Tag noch!', das ist doch eine Restbezeichnung, eine
Abgrenzung. Sagen sie lieber mal: 'Einen schönen Tag wünsche ich
Ihnen!'" Oder ich werde gefragt: "Wie war Ihr Name?" Da sag ich: "Ich
hoffe, der bleibt noch!"

Interview: Michaela Simon

Textrechte: ©Presse Tele 5, Verwertung honorarfrei nur bei
Programmhinweis auf Tele 5.

Wir lieben Kino.
Tele 5. Der Spielfilmsender

Originaltext: Tele 5
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/43455
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_43455.rss2

Pressekontakt:
Tele 5 Pressestelle: Michaela Simon, Jochem Becker
Tel. 089-649568-175, -176, Fax. -119, E-Mail: presse@tele5.de
Informationen und Bilder zum Programm auch auf www.tele5.de in der
Presselounge


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

132785

weitere Artikel:
  • Berliner Bär begrüßt außergewöhnliche Gäste / Deutschlands beliebtestes Städteziel lockt jährlich über 146 Millionen Besucher in die Hauptstadt Berlin (ots) - - Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs - Ob zum kurzen Shopping-Trip, als Kulturreise oder einfach nur als Schnäppchenpaket übers Wochenende: Städtereisen sind absolut im Trend. Nr.1 Ziel ist mit Abstand Berlin. Diese Woche begrüßte der Berliner Bär zwei ganz außergewöhnliche Gäste. Die Helden einer neuen Werbekampagne eines weltweiten Ge-tränkeherstellers, mit Deutschlandsitz in Berlin, erkundeten die Sehenswürdigkeiten der mehr...

  • Martin Stosch hautnah auf Tour - Treffen von Ehemaligen DSDS Teilnehmern Mannheim (ots) - Seit Freitag gibt es das Debut Album "7Teen" von Martin Stosch. Der Zweitplatzierte der 2007 Staffel von Deutschland sucht den Superstar ist bei seinen Fans, spielt live die Songs seines Albums mit der Gitarre und schreibt fleißig Autogramme. Gestern wurde die Tour kurz unterbrochen. Martin Stosch besuchte zusammen mit ehemaligen DSDS Kandidaten wie Juliette Schoppmann den Gewinner der ersten Staffel Alexander Klaws, um über ihr Leben und Erfahrungen nach der Castingshow zu sprechen. Den Bericht über das Treffen strahlt mehr...

  • Feinstaubzonen in Hamburg - Europcar bietet Haltern nicht umwelt-konformer Fahrzeuge günstige Preise Hamburg (ots) - Der neue Hamburger Senat diskutiert über die Einführung einer Feinstaubzone in der Hansestadt. Viele Hamburger Firmen und Privatfahrer machen sich Sorgen, ob ihre Fahrzeuge die Anforderungen für die Umweltplakette erfüllen. Die Europcar Autovermietung, deren Hauptsitz in Hamburg ist, macht den Hamburger Autofahrern ein besonderes Angebot: Wenn die Umweltzone in Hamburg eingeführt wird, können Halter von Fahrzeugen, die keine Umweltplakette erhalten, bei Europcar Pkw und Lkw mit 30 Prozent Rabatt buchen. Als Legitimation mehr...

  • ZDF-Programmhinweis / Samstag, 26. April 2008, 17.45 Uhr, Menschen - das Magazin / Samstag, 26. April 2008, 23.00 Uhr, das aktuelle sportstudio / Sonntag, 27. April 2008, 9.02 Uhr, 5 Jahre sonntags Mainz (ots) - Samstag, 26. April 2008, 17.45 Uhr Menschen - das Magazin Mit den Händen sprechen mit Bettina Eistel Anna Maria (23) und Artur Wall (31) erwarten im Mai ihr zweites Kind. Ihre Tochter Lydia ist 18 Monate und fängt auch schon an, erste Worte zu lernen. Gar nicht selbstverständlich für die Kleine, denn ihre Eltern sind von Geburt an taub. Lydia kann hören und besucht seit einigen Monaten in Darmstadt eine Kinderkrippe. Artur Wall kann von den Lippen lesen und sehr verständlich sprechen, im Gegensatz zu seiner Frau. Deswegen mehr...

  • Bundesweites Filial-TV der Postbank: Die Technik dahinter kommt aus Garbsen Garbsen (ots) - Werbung wird effektiv, die Informationen zielgruppengerecht und Langeweile beim Warten ist Vergangenheit: Bei dem Projekt "Filiale im Wandel" setzt die Postbank auf digitale Kundenkommunikation und verkürzt die gefühlte Wartezeit mit dem eigenen Filial-TV. Die 42media group GmbH aus Garbsen bei Hannover liefert die Technik für 855 Postbank-Filialen. Das Schlange stehen in deutschen Postbank-Filialen ist zwar nicht Vergangenheit, jetzt aber weniger langweilig, ja sogar informativ. Als erste Bank in Deutschland bietet mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht