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3. Berliner Roche Forum: Gesundheit braucht Innovation und Prioritäten

Geschrieben am 25-04-2008

Berlin (ots) - Medizinischer Fortschritt soll in Zukunft zu
vertretbaren Kosten finanzierbar sein. Das kann gelingen, wenn
Innovationen aus der Diagnostik und der Therapie eine personalisierte
Medizin möglich machen, die zielgenau wirkt und Nebenwirkungen
vermeidet. Gleichwohl wird nach Expertenauffassung ein
gesamtgesellschaftlicher Diskurs über Prioritätensetzungen im
deutschen Gesundheitswesen notwendig sein, wobei allerdings strittig
bleibt, wer konkret über Prioritäten oder gar explizite Rationierung
entscheiden soll.

Dies waren die wichtigsten Ergebnisse des 3. Berliner Roche
Forums, bei dem Entscheidungsträger aus dem Gesundheitswesen und
Wissenschaftler am Donnerstag, dem 24. April 2008, diskutiert haben.
Für den Veranstalter machte Roche Vorstand Dr. Hagen Pfundner
deutlich, dass eine dauerhafte Sicherheit einer qualitativ guten
Versorgung nur durch medizinisch-technischen Fortschritt möglich sei.
Allerdings werde wahrscheinlich nicht alles, was der Fortschritt
möglich mache und aus der Perspektive des Patienten wünschbar sei,
auch finanziert werden können.

Die Begrenzung von Mitteln - auch als Folge gesetzlicher
Budgetierung - habe in den vergangenen Jahren das
Arzt-Patienten-Verhältnis belastet, kritisierte Dr. Ulrich Graeven
von der Arbeitsgemeinschaft internistischer Onkologen. Dies wurde
auch von der Journalistin und Krebspatientin Sibylle Herbert
bestätigt: "Es gibt eine Medizin nach Kassenlage - das Schlimme daran
ist, dass dies geleugnet wird und dass es für Patienten keine
Transparenz und kein erkennbares System der Prioritätensetzung gibt."

Kritische Bilanz der aktuellen Sozialpolitik von Dr. Heiner
Geißler

Eine kritische Bilanz der Wirtschafts- und Sozialpolitik in den
zurückliegenden 20 Jahren zog der CDU-Politiker Dr. Heiner Geißler,
der Mitte der 70er Jahre das Schlagwort von der "Kostenexplosion im
Gesundheitswesen" eingeführt hatte. Als Folge verfehlter Ansätze in
der Wirtschaftswissenschaft sei eine neue Art der Diskriminierung von
Menschen entstanden: die Kategorie der Armen, Alten und Arbeitslosen
- Menschen, die nur noch als "Kostenfaktoren" angesehen würden. Die
Ökonomisierung der Medizin habe den Patienten zum Kunden und den Arzt
zum Fallpauschalen-Jongleur gemacht. Sehr nachdrücklich forderte
Geißler eine offene Diskussion über Methoden der Priorisierung. Der
richtige Ort dafür sei das Parlament, auf keinen Fall Kommissionen,
die mit nicht betroffenen Experten besetzt seien.

Kosten-Nutzen-Bewertung als Entscheidungshilfe

Für ein rationales und vertretbares Instrument zur Entscheidung
darüber, ob Innovationen von der gesetzlichen Krankenversicherung
bezahlt werden sollen, hielt der Duisburger Gesundheitsökonom
Professor Jürgen Wasem die mit dem Wettbewerbsstärkungsgesetz möglich
gewordene Kosten-Nutzen-Bewertung. Die dazu bislang vom Institut für
Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen entwickelte
Methodik entspreche allerdings nicht dem internationalen Standard und
werde von den 30 führenden deutschen Gesundheitsökonomen einhellig
kritisiert. Wasem plädierte für eine gesamtgesellschaftliche
Perspektive hinsichtlich der Nutzen- und Kostenaspekte, für die
Verwendung des Konzepts der lebensqualitätsadjustierten gewonnenen
Lebensjahre (QALY), um bei unterschiedlichen Krankheiten einen
Einheitsmaßstab zur Beurteilung zu bekommen. Ebenso plädierte er für
gleiche Zeithorizonte, wenn Kosten und Nutzen betrachtet würden.

Personalisierte Medizin als Möglichkeit eines effizienteren
Ressourceneinsatzes

Eine weitere Möglichkeit, die Wirtschaftlichkeit der Medizin zu
verbessern, sei der technologische Fortschritt selbst, wie Dr. Rainer
Metzger von der F. Hoffmann-La Roche AG aus Basel darlegte. Einen
vielversprechenden Lösungsansatz dazu biete die personalisierte
Medizin, bei der Roche Erkenntnisse aus der Molekularbiologie sowohl
in der Diagnostik als auch in der Therapie verknüpft. Dabei würden -
zum Beispiel bei bestimmten Brustkrebs-Typen, bei der
HIV-Sequenzierung und bei der Geschwindigkeitsmessung der
individuellen Verstoffwechselung von Arzneimitteln - durch Biomarker
Patientengruppen identifiziert, die auf eine Therapie ansprechen, bei
denen eine Therapie ohne Erfolg bleibt oder bei denen mit schweren
Nebenwirkungen zu rechnen ist. Die viel höhere Zielgenauigkeit der
Therapie mache sie dann auch effizienter, auch wenn im Einzelfall die
Behandlungskosten höher als die der Vorgängertherapien sind.

Das 3. Berliner Roche Forum - interdisziplinäre
Diskussionsplattform

Unter dem Titel "Der Solidargedanke in der Medizin der Zukunft -
zwischen Anspruch und Finanzierbarkeit" stand in diesem Jahr das
bereits zum dritten Mal statt findende Berliner Roche Forum. Damit
wollte der Veranstalter eine interdisziplinäre Diskussionsplattform
bieten, in der eine Antwort auf die Frage gefunden werden sollte,
inwieweit eine qualitativ hochwertige und innovative medizinische
Versorgung auch in Zukunft für alle Patienten in Anbetracht der
wirtschaftlichen und demographischen Entwicklung noch finanziert
werden kann. Eingeladen waren Vertreter der Politik, Forschung,
Medizin, Pharmazie, Ministerialbürokratie, Kassen, Wirtschaft,
Verbände, Medien und nicht zuletzt Patienten.

Um bei einer solch komplexen und brisanten Thematik zu einer
Lösung zu gelangen, sei vor allem eine Debattenkultur wichtig, die
unterschiedliche Standpunkte zulasse und unterschiedliche Sichtweisen
und Positionen in die Diskussion einbringe, erläuterte Dr. Pfundner
das Konzept. Deshalb habe man beim Roche Forum nicht darauf
abgezielt, Gleichgesinnte einzuladen, sondern möglichst breit
aufgestellt zu sein. "Problemlösungen entstehen nicht über Nacht.
Aber mit dem Forum wollen wir einen Startimpuls setzen, auf dem alle
Beteiligten langfristig aufbauen können", so Pfundner abschließend.

Originaltext: Roche Pharma AG
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/7431
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_7431.rss2

Ansprechpartner:
Dr. H.-U. Jelitto
Roche Pharma AG
Emil-Barell-Straße 1
79639 Grenzach-Wyhlen
Tel.: 07624/14-3715
Fax: 07624/14-3366
www.roche.de


Journalistenservice:

Tobias Havers
medical relations GmbH
Hans-Böckler-Straße 46
40764 Langenfeld
Tel.: 0 21 73/97 69 18
Fax: 0 21 73/97 69 49
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