"Ich bin ein Wonder Boy" - Robert Downey Jr. im Interview mit Tele 5 ('Iron Man' ab 01. Mai 2008 im Kino, 'Wonder Boys' am 18. Juni, 20.15 Uhr auf Tele 5)
Geschrieben am 29-04-2008 |
München (ots) - Irgendwie hätte man Whiskey vermutet, stattdessen steht eine Flasche Evian neben ihm auf dem Tisch: Robert Downey Jr., vor wenigen Jahren durch Alkohol- und Drogenexzesse in den Schlagzeilen, kehrt wie 'Iron Man' als "neu gemachter" Superheld auf die Leinwand zurück. Im Interview spricht der Schauspieler über private und berufliche Herausforderungen.
Welche Gemeinsamkeiten sehen Sie zwischen sich und dem Iron Man?
Robert Downey Jr.: Wir sind beide Wonder Boys. Wie ich ist Iron Man jemand, den man durchaus zwiespältig wahrnimmt: charmant, aber gleichzeitig auch armselig. Damit konnte ich was anfangen. Und er ist ein genialer Erfinder, ein Meister in seinem Fach. Auch ich beherrsche mein Handwerk, wie ich in Filmen wie 'Chaplin' zeigen konnte. Mir war einfach von Anfang an klar, dass ich für die Rolle die perfekte Besetzung bin.
Ohne Einschränkungen?
Robert Downey Jr.: Nicht ganz, ich fand mich zu dünn. Jon, der Regisseur, sagte zu mir: "Darüber werde ich mit dir nicht diskutieren. Aber wenn du trainieren willst, nur zu." Also habe ich mich diesem schwedischen Trainer ausgeliefert mit High-Tech-Geräten, Vorher-Nachher-Fotos und allem Drum und Dran. Und den ganzen verrückten Aufwand haben wir betrieben für die fünf Sekunden, die ich im Film ohne Unterhemd zu sehen bin.
Wie lange dauert es eigentlich, sich in diese Rüstung zu quetschen?
Robert Downey Jr.: Je nachdem wie geschickt das Team sich angestellt hat, aber mindestens 30 Minuten. Manchmal hatten wir zwei Stunden Pause und sie fragten mich, ob ich sie für die Zeit ausziehen wolle. Aber das Ausziehen dauerte auch eine halbe Stunde, also ließ ich sie meist an. Man hat mir dann Kissen untergelegt, damit ich es bequemer hatte.
War das manchmal schwierig, wenn Sie auf die Toilette mussten?
Robert Downey Jr.: Ich habe einen Weg gefunden. Oft war ich vom Schwitzen beim Drehen ganz ausgetrocknet, habe aber trotzdem nichts getrunken, um zu verhindern, dass ich das 20 Kilo schwere Ding wieder ausziehen muss.
Sie hatten Ihre Probleme mit dem Berühmtsein und mit Hollywood. Was gefällt Ihnen nicht daran?
Robert Downey Jr.: Nichts, das lag an mir. Meine Erziehung war so lückenhaft und dürftig. Ich habe immer so getan, als wäre ich eine ausgereifte Persönlichkeit und bin mit Leuten herumgehangen, die ebenfalls nur so getan haben als ob. Ich war sehr leicht zu durchschauen. Und damals gab es auch noch nicht diese großen Sequel-Filme. Tatsächlich habe ich mich irgendwann gefragt: Warum spiele nicht ich in 'Lethal Weapon' oder 'Die Harder'? Warum macht Keanu 'Matrix' und nicht ich? Diesen ganzen Zug habe ich verpasst. So ein Riesenerfolg legt dich aber natürlich auch fest. Wenn man clever ist, kann man damit umgehen. Ich glaube nicht, dass Johnny Depp 'Fluch der Karibik' bereut hat.
Nach allem was Sie durchgemacht haben - was gibt Ihnen die Kraft weiterzumachen? Sind Sie vielleicht auch eine Art Superheld?
Robert Downey Jr.: Klar war es schwer. Aber das Leben ist auch für andere hart. Ich höre dauernd Geschichten, die ähnlich sind wie meine. Von Menschen, die krank sind und sich wieder aufrichten. George Clooney hatte diese furchtbare Hirnhautverletzung und hat trotzdem 'Good Night and Good Luck' gedreht. Er hat einfach weitergemacht. Tour de France-Sieger Lance Armstrong, der den Krebs überwunden hat, ist auch so ein Beispiel. Jeder hat seine eigene Art, etwas zu überwinden. Ich habe mich nie gefragt, warum ich das mache, diese Kraft hat immer mein Leben bestimmt.
Wie wichtig ist Geld und Luxus für Sie?
Robert Downey Jr.: Ich könnte mich nicht weniger darum scheren. Wichtig ist, dass ich nüchtern und klar im Kopf bin. Wenn ich dann eine sauteure Uhr sehe, denke ich nur: "Verrückt! Das würde ich niemals ausgeben." Die fiese Ironie an der Sache ist: Wenn ich mir die Uhr leisten kann - etwa dank 'Iron Man' - dann kriege ich sie wahrscheinlich geschenkt, weil man will, dass ich dafür Werbung mache. Ich mag gute Klamotten und den ganzen Quatsch schon ganz gerne, aber im Vergleich zu den meisten anderen in Los Angeles leben meine Frau Susan und ich ein sehr, sehr einfaches Leben. Und das ist gut so, denn man wird nicht abgelenkt.
Interview: Steffen Wulf
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