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Börsen-Zeitung: Bilder einer Krise Kommentar zu den jüngsten Bankenabschlüssen, von Bernd Wittkowski

Geschrieben am 29-04-2008

Frankfurt (ots) - Die britische Hypothekenbank HBOS schreibt 3,6
Mrd. Euro ab und erhöht ihr Kapital um reichlich 5 Mrd. Euro. Das
letzte Zahlenwerk des führenden US-Baufinanzierers Countrywide vor
der Übernahme durch die Bank of America wird durch Abschreibungen in
Milliardenhöhe und einen hohen Verlust verschandelt. Die Dresdner
Bank muss weitere Wertberichtigungen von knapp 900 Mill. Euro bei
strukturierten Finanzprodukten verkraften. Der
Mittelstandsfinanzierer IKB hat im ersten Geschäftshalbjahr 2007/08
einen Verlust von 1 Mrd. Euro eingespielt. Und die Deutsche Bank
meldet fürs erste Quartal Wertanpassungen von 2,7 Mrd. Euro und einen
Verlust von 141 Mill. Euro, der sogar sechs Mal höher ausgefallen
wäre, hätte der Branchenprimus nicht weiteres Tafelsilber
verscherbelt, das teilweise ohnehin schon Patina angesetzt hatte:
Anteile unter anderem an Allianz, Daimler und Linde.

Bilder einer Krise, Schnappschüsse eines einzigen Tages. Wenn man
kein völlig abgestumpfter Zeitgenosse ist, sind es auch im zehnten
Monat der Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten immer noch Bilder
der Exzesse und der Extreme: schockierend, vielfach aber auch
irreführend und in hohem Maße erklärungsbedürftig. Ein Beispiel für
das Stichwort "schockierend": Die Erträge des Bereichs Corporate
Banking & Securities der Deutschen Bank, der wesentliche Aktivitäten
des Investment Banking umfasst, sind auf ein Siebtel des
Vorjahreswertes von 6,1 Mrd. Euro zusammengeschnurrt. Das heißt:
Nennenswerte Teile des Bankgeschäfts, von dem branchenweit
zehntausende Mitarbeiter und ihre Familien leben, sind zum Non-Event
degeneriert.

Zum Stichwort "erklärungsbedürftig": Hätte die Deutsche Bank so
bilanziert, wie es viele namhafte Wettbewerber tun, nämlich ausgiebig
die Fair-Value-Option für eigene Verbindlichkeiten genutzt, könnte
sie für das katastrophale erste Quartal einen Vorsteuergewinn von 1,7
Mrd. Euro ausweisen anstelle des Verlusts von 254 Mill. Euro. Doch
selbst mit ihren tatsächlichen Bewertungskorrekturen und dem
Fehlbetrag, auch wenn beides keine Peanuts sind, steht die Deutsche
im internationalen Vergleich noch höchst respektabel da. Von einem
Kapitalerhöhungsbedarf ist sie Lichtjahre entfernt.

Ach ja: Das Bankhaus Sal. Oppenheim legte am Dienstag das beste
Ergebnis der 219-jährigen Unternehmensgeschichte vor. Auch solche
Bilder gehören zu dieser Krise.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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