Allgemeine Zeitung Mainz: Schales Gefühl
Geschrieben am 23-05-2008 |
Mainz (ots) - Zwei Betriebsleiter sind wegen des tödlichen Transrapid-Unglücks vom 22. September 2006 verurteilt worden; der Fahrdienstleiter, laut Staatsanwaltschaft der Hauptverantwortliche, ist noch verhandlungsunfähig. Schnell kommt einem da der Satz in den Sinn: "Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen." Aber ist der angeblich hauptverantwortliche Fahrdienstleiter tatsächlich "der Große", den man nicht laufen lassen darf? Nein. Vielmehr sind Zweifel angebracht, ob bei einem so komplexen Technikwerk wie einem Transrapid die juristischen Regeln der Verantwortlichkeit überhaupt noch angemessen sind. Fahrlässig handelt, wer die erforderliche Sorgfalt außer Acht lässt, lautet die juristische Definition. Im Strafrecht gilt dabei ein subjektiver Maßstab: Welche Sorgfalt konnte von dem konkreten Angeklagten erwartet werden? Was kann vom Betriebsleiter eines Transrapid oder vom Schichtführer in einem Kernkraftwerk erwartet werden? Gewiss: sie haben ihre Vorgaben, die sie erfüllen müssen. Aber sie stehen einem Technik-Giganten gegenüber, sind insofern die Letzten, die die Hunde beißen. Beim Transrapid-Unglück haben sich die Betriebsleiter laut Gericht eigenmächtig über Bestimmungen hinweggesetzt. Dann stellt sich umgehend die Frage: Müssen Sicherheitsbestimmungen in so komplexen Feldern nicht idiotensicher sein? Ist es womöglich so, dass die "Erfinder" des Transrapid den Betriebsleitern und Fahrdienstleitern einfach zu viel zumuten, zu viel an Verantwortung auf sie abschieben? Gewiss: Unser Rechtssystem geht dahin, individuelles Fehlverhalten zu sanktionieren. Das hat im durchschnittlichen Leben auch absolut seine Berechtigung. Aber auch bei Hochgeschwindigkeitszügen, Kernkraftwerken oder anderweitig hochriskanter Technik? Es hinterlässt ein schales Gefühl, wenn im Falle eines auch insgesamt so umstrittenen Werks wie des Transrapid ein paar Kleine gehängt werden - und womöglich noch horrenden zivilrechtlichen Schadenersatz zahlen müssen -, wenn sie Fehler machen. Wo doch womöglich der ganze Transrapid ein einziger großer Fehler war.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2
Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Telefon: +49-(0)6131/48-5987 Fax: +49-(0)6131/48-5868 crossmedia@vrm.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
138663
weitere Artikel:
- MIC Marbach und INTRO Aviation übernehmen "LTU plus": 65 Arbeitsplätze beim LTU-Service Center gesichert Reichenschwand (ots) - Gute Nachrichten für die 65 Mitarbeiter des LTU-Service Centers "LTU plus" am Düsseldorfer Flughafen: Die bisher zur Air Berlin PLC gehörende Gesellschaft wurde von der MIC Marbach Beteiligungs und Consulting GmbH (Unternehmer Jürgen Marbach) und der INTRO Aviation GmbH (Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl und Peter Oncken) übernommen. Die Anteile an LTU plus halten MIC zu 55% und INTRO Aviation zu 45%. Peter Oncken, Geschäftsführender Gesellschafter der INTRO Aviation und künftig gemeinsam mit Jürgen Marbach Geschäftsführer mehr...
- Als erstes Unternehmen weltweit beginnt Signet Solar mit der Testproduktion der weltgrößten Dünnschicht-Solarmodule auf Siliziumbasis Dresden (ots) - - Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs - Erste Gen. 8.5 Module in Rekordzeit von zehn Monaten nach Baustart produziert Signet Solar, Hersteller von Dünnschicht-Solarmodulen auf Siliziumbasis, gibt heute nach nur zehn Monaten Bauzeit die Herstellung der weltweit ersten 5.7 Quadratmeter großen Solarmodule (Gen 8.5) bekannt. Nach Fertigstellung des 20.000 Quadratmeter großen Gebäudekomplexes in nur sieben Monaten und der anschließenden mehr...
- WAZ: Die SPD kommt in den Wald. Kommentar von Thomas Wels Essen (ots) - Nichts belegt den Mangel der Sozialdemokraten an politischen Konzepten so sehr wie die absonderliche Idee, künftig neben dem ohnehin reichlich komplizierten Steuersystem noch ein zweites Steuersystem aufzubauen. Denn genau das wäre die Folge, wenn der Staat noch massiver als heute schon die Sozialversicherungen zur Umverteilung missbraucht. Die SPD würde die Systeme in sich zerstören: Heute erhält der, der viel in die Rentenversicherung einzahlt, auch mehr heraus, gleiches gilt für die Arbeitslosenversicherung. Dieses Prinzip mehr...
- Börsen-Zeitung: Trendwende am Aktienmarkt, Börsenkommentar "Marktplatz" von Dieter Kuckelkorn Frankfurt (ots) - Am europäischen Aktienmarkt herrscht derzeit Verunsicherung vor. Ein Ölpreis, der kurzfristig Kurs auf 140 Dollar je Barrel nimmt, hinterlässt seine Spuren. Der Dax hat in der gerade beendeten Börsenwoche deutlich Schwäche gezeigt. Zwar ist der deutsche Leitindex zu Beginn der Woche erstmals seit Mitte Februar dieses Jahres auf über 7200 Punkte gestiegen. Danach bröckelte das Kursniveau jedoch wieder ab, am Donnerstag wurde zeitweise sogar die Marke von 7000 Punkten unterschritten. Somit scheint eine Besinnung auf mehr...
- Gesundheitsökonom Prof. Dr. Stefan Greß über das Krankenversicherungssystem: Bevorzugte Behandlung privat Versicherter auf Dauer nicht haltbar / Mediziner sollten nicht immer mehr Geld verlangen Köln (ots) - Rationierung medizinischer Leistungen nicht notwendig / Ab 2009 droht durch Basistarif Dreiklassen-Gesellschaft in der Versorgung Köln, 24. Mai 2008 - Die bevorzugte Behandlung von privat versicherten Patienten ist nach Ansicht des Gesundheits-Ökonom's der Fachhochschule Fulda, Prof. Dr. Stefan Greß, auf Dauer nicht haltbar. "Die Masse der gesetzlich Versicherten wird das nicht länger akzeptieren. Das wird sich schon bei den nächsten Wahlen zeigen", erläuterte Greß gegenüber dem wöchentlichen Finanzdienst "Capital Investor" mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|