Pflanzenschutzpolitik muss Realitäten in der Landwirtschaft beachten / BOG- und IVA-Appell an Parlamentarier aus Brüssel und Berlin
Geschrieben am 26-05-2008 |
Papenburg (ots) - "Die Gemüseerzeuger in Deutschland brauchen eine ausreichende Zahl von Pflanzenschutzmitteln, und sie brauchen die gleichen Behandlungsmöglichkeiten wie ihre Berufskollegen in anderen EU-Ländern. Nur dann bleiben sie konkurrenzfähig und können auch zukünftig die Verbraucher mit regionalen Produkten versorgen." Das erklärte Gerhard Schulz, der Vorsitzende des Bundesausschusses Obst und Gemüse (BOG), gegenüber dem Europaparlamentarier Hans-Peter Mayer und dem Bundestagsabgeordneten Hans-Michael Goldmann. Die beiden Politiker trafen bei einem Branchengespräch zur EU-Pflanzenschutzpolitik im Betrieb Schulz in Papenburg mit Vertretern von Wirtschaft und Verwaltung zusammen. Der BOG und der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) hatten gemeinsam zu der Veranstaltung eingeladen. Zentrales Thema war die Neuordnung der Pflanzenschutzmittel-Zulassung in Europa.
Danach sollen künftig für die Zulassung von Wirkstoffen so genannte K. o.-Kriterien eingeführt werden. Sie betrachten lediglich die Stoffeigenschaften und nicht wie bisher das Anwendungsrisiko eines Pflanzenschutzmittels in der Praxis. "Vor allem durch die weit über die Vorschläge der Kommission hinaus gehenden Forderungen des Europaparlaments könnte ein Großteil der heute verfügbaren Wirkstoffe verloren gehen", erklärte dazu der Hauptgeschäftsführer des IVA, Volker Koch-Achelpöhler.
Bei Insektiziden zum Beispiel wäre das Aus für 85 Prozent der Wirkstoffe vorprogrammiert. "Dann könnten viele Schädlinge nicht mehr bekämpft werden, und gegen die wenigen verbliebenen Wirkstoffe würden die Insekten schnell resistent", sagte der Verbandschef. Besonders hart getroffen würden Kulturen mit hohem Schädlingsdruck wie Obst und Gemüse. Das könnte bis zur Existenzgefährdung der Betriebe führen. Bei Mitteln zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten wären die Wirkstoffverluste ebenfalls erheblich.
"Selbst bei Großkulturen wie Getreide oder Kartoffeln müsste man mit Ertragseinbußen bis zu 30 Prozent rechnen, wenn die extremen Vorstellungen der Parlaments Realität würden", so Koch-Achelpöhler. Europa würde damit bei diesen wichtigen Grundnahrungsmitteln zum Importland.
Auch Schulz appellierte an die Parlamentarier, die Bewertungskriterien für die Pflanzenschutzmittel stärker an die Realitäten anzupassen und die bisherige risikoorientierte Betrachtung beizubehalten. Sonst sei ein nachhaltiger Pflanzenschutz nicht mehr möglich, und der sei unverzichtbarer Garant für die Sicherung der Ernten und der Qualität. In einer Zeit steigender Preise für Lebensmittel sowie angesichts der Diskussion um die Ernährung der Weltbevölkerung gewinne diese Betrachtung besonderes Gewicht.
Schulz setzte sich in dem Branchengespräch für die vom Ministerrat und der Europäischen Kommission vorgeschlagene zonale Zulassung von Pflanzenschutzmitteln ein. Das sei ein erster wichtiger Schritt dazu, gleiche Bedingungen für die Erzeuger in den EU-Mitgliedstaaten herzustellen.
Der Industrieverband Agrar e. V. mit Sitz in Frankfurt am Main ist der Zusammenschluss von Unternehmen der agrarchemischen und agrarbiologischen Industrie in Deutschland. Zu den Geschäftsfeldern der 45 Mitgliedsunternehmen gehören Pflanzenschutz, Pflanzenernährung, Schädlingsbekämpfung und Biotechnologie.
Originaltext: Industrieverband Agrar e.V. Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/16070 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_16070.rss2
Pressekontakt: Industrieverband Agrar e. V., Pressestelle Hannelore Schmid Tel. +49 69 2556-1249 oder +49 177 8772222 Fax +49 69 2556-1298 E-Mail: schmid.iva@vci.de www.iva.de
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