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Westdeutsche Zeitung: Bauernfleiß zum Dumpingpreis = von Horst Kuhnes

Geschrieben am 27-05-2008

Düsseldorf (ots) - Die Verbraucher freut's: Bei den großen
Discountern zahlen sie jetzt nur noch rund 61 Cent für den Liter
Milch. Auch die Preise für andere Milchprodukte wie Butter oder
Joghurt sind im Sinkflug.
Ein Lichtblick also in Zeiten stetig steigender Lebensmittelpreise?
Wohl nur auf den ersten Blick. Denn für die Discounter und
Handelsketten sind die sinkenden Preise für Milch und
Molkereiprodukte letztlich nur eine äußerst willkommene Ablenkung der
Kunden von steigenden Preisen bei anderen Lebensmitteln.
Dabei sind die Gründe für den Preisverfall der Milch vielschichtig
und zum Teil auch bei den Milcherzeugern selbst zu suchen. Denn
Hintergrund der derzeitigen Niedrig-Preise sind paradoxerweise die
Preissteigerungen vom Frühjahr 2007. Teurer wurde die Milch damals
unter anderem, weil weltweit die Nachfrage stieg. Dies stachelte die
deutschen Milchbauern an, mehr zu liefern. Molkereien und
landwirtschaftliche Berater boten sogar Prämien für
Produktionsausweitungen - die bei Erzeugerpreisen von 40 Cent für die
Landwirte auch lukrativ waren.
Doch auf den Höhenflug der Milchpreise folgte der Verfall. Nicht nur
die steigende Produktion machte die Milch günstiger. Zusätzlichen
Druck übte auch der wachsende Wert des Euro aus, der den Export
bremste: Deutsche Milch wurde außerhalb Europas immer teurer, und das
heimische Angebot wuchs weiter.
Dieses Überangebot nutzen nun die Discounter aus. Denn deren
Nachfrage-Kartell steht nur eine zersplitterte Anbieter-Gruppe
gegenüber: In Deutschland gibt es knapp über 100 Molkereien, die mit
den Einzelhandelsketten Preise aushandeln, die dann für sechs Monate
gelten. Aufgrund ihrer Marktmacht können Aldi, Lidl und andere
Discounter die Preise drücken. Jetzt umso mehr, weil eben zu viel
Milch auf dem Markt ist. Von "Raubtierkapitalismus" sprach
Bauernpräsident Sonnleitner in diesem Zusammenhang.
Der gestern begonnene Milch-Streik scheint aus Sicht der Bauern die
einzige Möglichkeit, dieser Marktmacht Paroli zu bieten. Doch wie der
Streik auch ausgehen mag: Am Ende werden zahlreiche Milchbauern ihre
Betriebe aufgeben müssen. Und das kann nicht im Sinne der Verbraucher
sein.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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