Wiesbadener Kurier: (Kommentar zu Ölpreis)
Geschrieben am 28-05-2008 |
Wiesbaden (ots) - Der Benzinpreis steigt und die Wut auch. Ob französische Fischer, britische Lkw-Fahrer oder deutsche Pendler: der Ruf nach der Senkung der Benzinsteuer wird lauter, besonders in Deutschland mit seinem hohen Steueranteil auf Fahrzeug-Treibstoffe. Doch der Appell greift zu kurz. Förderländer und Öl-Multis würden die Entlastungsmarge nur in ihre Tasche umzulenken versuchen. Auch die Verknappung der Fördermengen und der angeblich bereits überschrittene Zenit bei den leicht erschließbaren Ölreserven werden die Spritpreise aller Voraussicht nach oben halten. Eine Steuersenkung würde also weitgehend wirkungslos verpuffen. Dringend angesagt ist deshalb ein schneller Strategiewechsel - bei Verbrauchern, Hausbesitzern, Autobauern und Politik: weg vom Öl - und nicht erst morgen; beim Heizen, in der industriellen Produktion von Kunststoffartikeln, im Verkehr. Esprit statt Sprit. Deutlich steigende Fahrgastzahlen bei der Bahn und steigende Flüssiggasverkäufe sind ein Indikator dafür, dass viele Autofahrer dies bereits begriffen haben. Den spritfressenden Geschwindigkeitswahn hat der Benzinpreis vielen Deutschen hingegen noch nicht ausgetrieben. Die Autobauer suhlen sich weiter im trügerischen Glanz PS-strotzender Fahrzeuge, als gingen sie die Benzinpreise nichts an. Der Einstieg in alternative Antriebsenergien wurde verschlafen, hier stand der Fuß mehr auf der Bremse als auf dem Gaspedal. Und Lkw-Transporte sind in Deutschland offenbar noch nicht teuer genug, ihre Zahl nahm um acht rozent zu. Auch im Energiesektor ändert sich das Bewusstsein zu langsam. Alternative Energien von der Sonne bis zur Biomasse sind gefragt. Beim Heizen muss Gas attraktiver, die Koppelung an den Ölpreis gekippt werden. Wärmedämmung beim Hausbau wirkt Wunder. Hier wie beim Auto gilt aber: Wenn Energiekonzerne und Industrie den Eindruck haben müssen, dass wir lieber für den Verbrauch als für dessen Senkung zahlen, ändert sich nichts.
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