Allgemeine Zeitung Mainz: Behutsamkeit heißt die Devise
Geschrieben am 06-06-2008 |
Mainz (ots) - Peter Königsberger zur Inflation
Die Experten der Bundesbank neigen gemeinhin nicht zu Euphorie und politisch motivierte Schönfärberei hat man bei ihnen ebenfalls noch nicht erlebt. Deshalb vermittelt ihre jüngste Prognose ein gehöriges Maß an Beruhigung. 2,3 statt der bisher vorhergesagten 1,9 Prozent Wachstum trauen die Frankfurter der deutschen Wirtschaft zu, das sind erstaunlich zuversichtliche Töne. Rasanter Start, eine Phase eher ruhigerer Bahnen und dann wieder deutlich mehr Schwung Ende 2008. Die Sache würde sich offenbar noch weit besser entwickeln, wäre da nicht die steigende Inflation, ausgelöst vor allem durch explodierende Energie- und Lebensmittelpreise. Das kostet zweifelsfrei Wachstum, schlicht auch deshalb, weil die Menschen hierzulande kaum etwas mehr fürchten als eine Entwertung ihres mühsam verdienten Geldes. Da wird eben nicht konsumiert, sondern gespart. Davor machen die Frankfurter die Augen keineswegs zu, doch sie sehen auch keinen Grund für Panik. Inflation bremst man gemeinhin mit der Anhebung der Leitzinsen. Darauf wartet die Branche seit Wochen, im Juli wird es soweit sein. Indes, die Europäische Zentralbank plant nur ein Plus von einem Viertelprozentpunkt, obwohl drei Prozent Inflation eigentlich indiskutabel weit über der definierten Stabilitätsgrenze von zwei Prozent liegen. Seit 2005 wurden die Leitzinsen schon von zwei auf vier Prozent angehoben, die Konjunktur boomt dennoch. Warum also diese Vorsicht? Die guten Perspektiven der europäischen Wirtschaft erfordern Berechenbarkeit bei Lohnforderungen aber auch und vor allem bei der Finanzierung. Genau deshalb ist die jetzt zu beobachtende Behutsamkeit der Währungshüter die richtige Botschaft.
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