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Börsen-Zeitung: Wirkungslose Entkoppelung Kommentar zur Koppelung des Gaspreises an den Ölpreis, von Christoph Ruhkamp.

Geschrieben am 09-06-2008

Frankfurt (ots) - Die Koppelung des Gaspreises an den Ölpreis ist
eine jahrzehntealte freiwillige Vereinbarung zwischen den großen
Importeuren wie Eon Ruhrgas und den großen Produzenten - allen voran
Russlands Gazprom. Die Gasimporteure bieten ihren Lieferanten mit der
Koppelung langfristige Einnahmensicherheit und erhalten dafür im
Gegenzug von den Gasproduzenten langfristige Versorgungszusagen.
Teilweise laufen die Verträge bis 2036.

Wer durch eine Abschaffung der Ölpreiskoppelung - wie sie jetzt
das SPD-geführte Umweltministerium fordert - für sinkende Gaspreise
sorgen will, müsste dies per Gesetz und also mit Zwang durchsetzen.
Das wäre nicht nur ein Eingriff in die Vertragsfreiheit. Es würde
zugleich unterstellen, dass Gas nur deshalb genauso teuer - oder
zeitweise so billig - wie Öl ist, weil dies so vereinbart wurde.

Das ist aber nicht der Fall: Vielmehr gibt es mehrere Gründe
dafür, dass der Gaspreis auch ohne die vereinbarte Koppelung dem
Ölpreis folgen würde. So ist Gas auf mittlere Sicht immer ein
potenzielles Substitut für Öl, wie auch für andere Brennstoffe. Ein
Beispiel: Derzeit heizt - grob über den Daumen gepeilt - die Hälfte
der deutschen Haushalte mit Gas, die andere Hälfte heizt mit Öl. Wäre
Gas spürbar billiger, dann würden so lange Ölheizungen durch
Gasheizungen ersetzt, bis sich die beiden Preise wieder anglichen.

Um den Gaspreis zu drücken, gibt es also Methoden mit besseren
Erfolgsaussichten als die Entkoppelung. Dazu müsste der größte
Oligopolist Russland unter Druck geraten. Ein erster Schritt wären
vermehrte Lieferungen von verflüssigtem Erdgas per Tanker aus
Nordafrika. Hinzu kommt in einigen Jahren die geplante
Nabucco-Pipeline mit Gas aus der kaspischen Region. Des Weiteren
müssen entferntere Substitute genutzt werden: in der Stromerzeugung,
die derzeit hierzulande zu rund 10% auf Gas beruht, kann Gas unter
anderem durch erneuerbare Energien oder Steinkohle ersetzt werden.

Klar ist übrigens auch, dass sich die Verbraucher bei steigenden
Öl- und Gaspreisen wegen der Substituierbarkeit auch auf steigende
Strompreise einstellen müssen. Und dies, obwohl hier durchaus keine
Koppelung vereinbart ist! Bezahlt werden muss immer der Preis für die
letzte zusätzlich und am teuersten produzierte Stromeinheit. Maßstab
sind also die Grenzkosten, und die werden weiter steigen.

(Börsen-Zeitung, 9.6.2008)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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