Allg. Zeitung Mainz: Entspannung nicht in Sicht
Geschrieben am 20-06-2008 |
Mainz (ots) - Klaus Beck zu EU und Ölpreis
Seit geraumer Zeit schon schlägt vor allem Mittelstand Alarm wegen explodierender Preise für Öl, Gas und andere Rohstoffe. Jetzt hat auch die Europäische Union das Thema entdeckt, wenn auch zunächst nur mit dem Ergebnis, sich darüber zu entzweien: Plädiert Paris für steuerliche Hilfen, hält Bundeskanzlerin Merkel dagegen und bremst Sarkozys Pläne aus. Das ist zwar hart für die Betroffenen, ist jedoch der einzige Weg zu einem grundsätzlich geänderten Verbraucherverhalten. Wer auf Deutschlands Straßen unterwegs ist, mag daran zweifeln, weil bis heute um keinen erkennbaren Deut langsamer oder gar weniger gefahren wird. Unter dem Strich werden die Kraftstoffpreise, die zum Beginn der Ferien- und Reisezeit noch einmal ansteigen, jedoch langfristig dafür sorgen, dass auch ohne Einführung eines flächendeckenden Tempolimits der Straßenverkehr insgesamt gelassener läuft. Auch das Energiebewusstsein privater Haushalte wird darüber wachsen. Ein wenig Entspannung könnte es tagesaktuell zwar durch die staatlich bewirkte Erhöhung der Kraftstoff-Verbraucherpreise in China geben. Ob die dadurch sinkende Nachfrage aber tatsächlich nennenswerte Auswirkungen auf die Preise in Europa haben kann, wird letztlich kaum entscheidend sein. Denn am grundsätzlichen Rohstoffhunger der Chinesen wird sich nichts ändern. Gleiches gilt für Indien, Russland und eine Reihe bevölkerungsstarker Schwellenländer. Zudem werden auch die Spekulanten nicht so bald aufgeben; denn die Marlktentwicklung ist ebenso eindeutig wie die unaufhaltsam schleichende Verknappung fossiler Brennstoffe weltweit. Betriebe und private Haushalte können sich demnach gar nicht schnell genug umstellen. Wer es dauerhaft nicht tut, gerät ins Hintertreffen. Schon heute droht eine Inflationsrate von drei Prozent, hauptsächlich verursacht durch überproportional steigende Energiekosten. Mit der Wiedereinführung der Pendlerpauschale vom ersten Kilometer an könnte der Staat nun wenigstens den Berufstätigen unter die Arme greifen. - Dürfen die hoffen?
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