Neues Deutschland: zur aktuellen Gesundheitsdebatte
Geschrieben am 28-05-2006 |
Berlin (ots) - Überraschungen sind aus den Gesprächen über die Gesundheitsreform, die gestern Abend im Kanzleramt stattfanden, wohl nicht zu erwarten. Gäbe es diese, wüssten wir es bereits. Längst hätte sich einer der vielen mehr oder weniger ahnungslosen Beteiligten damit im Vorfeld wichtig gemacht. Was wir indes bis heute hörten, waren die üblichen Parolen aus dem Müsste-Könnte-Dürfte-Land. Die Beiträge dürften nicht steigen, die Arbeitgeber müssten entlastet werden. Heute gesagt, morgen dementiert. Das Schlimme an diesem System ist, dass eine ernsthafte Debatte über strukturelle Veränderungen endgültig abgewürgt wurde. Sie ist durch einen Schlagabtausch über Details in Kombination mit Geheimverhandlungen ersetzt worden. Wenn manche Ministerpräsidenten, Parteienvize, Minister oder Experten diesen Mix für eine demokratische Diskussion halten, mag das daran liegen, dass eine solche schon zu lange her ist als dass man sich noch daran erinnern könnte. Es wäre zu gefährlich gewesen, so unselige Tradition zu pflegen. Man hätte über Strukturen im Gesundheitssystem gesprochen und wäre unweigerlich auf Pharma- und Apothekergeschäfte sowie andere komische Verflechtungen in diesem Betrieb gekommen, die lediglich dazu dienen, Geld in die Taschen der Leistungsanbieter umzulenken. So aber bleibt das schön im Hintergrund. Der Versicherte glaubt allmählich, dass er bezahlen muss, weil er immer älter wird und der medizinische Fortschritt immer größer.
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