Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zur Fußball-EM
Geschrieben am 24-06-2008 |
Köln (ots) - Integration - ja, bitte
RAIMUND NEUSSzu Deutschen und Türken
Ob wirklich allen zwei Herzen in der Brust schlagen? Auf fällig oft haben deutsch-türki sche Funktionäre und Intellek tuelle vor dem EM-Halbfinale solche Bekenntnisse abgeben.
Aber Hand aufs Herz - auf das eine, mit dem die meisten von uns doch nur ausgestattet sind: Wer sich heute Abend in den türkischen Farben schminkt, der wird bei deutschen Toren eher verhalten jubeln - und umgekehrt. Das Mitfiebern mit einer und nur einer Seite ge hört zum Spaß dazu. Wenn der Spaß wirklich Spaß bleibt, dann ist das Gewinn genug für uns alle. Unabhängig von Her kunft und Staatsangehörigkeit.
Über Fehler bei der Integration wird viel diskutiert, über fal sche Bildungspolitik oder missbrauchte Familiennachzugsre geln; aber nochmal Hand aufs Herz: Auf der anderen Seite stehen türkische Stars wie der Fußballer Hamid Altintop, der Regisseur Fatih Akin oder der Dichter Feridun Zaimoglu, ste hen auch der kurdische Gast wirt, die türkische Polizistin, die wir aus unserem Alltag gar nicht wegdenken mögen.
Absehbar war, dass die türki sche Regierung und die deut schen Sachwalter der türki schen Religionsbehörde versu chen würden, den Erfolg "ihrer" Nationalmannschaft für ihre Zwecke zu nutzen.
Lassen wir uns aber nichts vormachen: Es gibt viele Tür ken und Kurden, vielleicht so gar eine schweigende Mehrheit aus aufgeklärten Sunniten, Ale viten und Freigeistern, die mit Ministerpräsident Erdogan eben so wenig zu tun haben wie mit der nationalistischen Oppo sition. Die Erdogan vielleicht wählen würden, aber nur, weil er das kleinere Übel ist und nicht, weil sie seine peinliche Kölner Rede zur Integration oder sein spießiges Islam verständnis billigen würden.
Es ist diese schweigende Mehrheit, die am ehesten zur Integration fähig und bereit ist. Auch mit Konsequenzen, die Erdogan als Assimilation verteufeln würde. Das Bewusst sein der eigenen Herkunft wird dadurch nicht gefährdet. Und sicher auch nicht die Begeiste rung für die großartig kämpfen de türkische Elf.
Originaltext: Kölnische Rundschau Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/70111 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_70111.rss2
Pressekontakt: Kölnische Rundschau Jost Springensguth print@kr-redaktion.de
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