Allgemeine Zeitung Mainz: Trendwende?
Geschrieben am 11-07-2008 |
Mainz (ots) - Stefanie Widmann zu Magermodels
Was ist schön? Darüber kann man heftig streiten. Waren zu Zeiten des Barockmalers Peter Paul Rubens runde Hüften für Frauen ein Muss, so propagiert die Werbebranche heute spindeldürre Typen. Moden machen das Leben bunter, in diesem Fall jedoch auch lebensgefährlich. Denn gerade Teenager suchen sich in ihrer Orientierungsphase bewusst oder unbewusst Vorbilder. Und das geht derzeit in zwei Richtungen: Die einen ernähren sich zu fett, stopfen wie Mama und Papa wahllos Pommes, Bratwurst, Pizza und Süßes in sich rein, die anderen - oder manchmal auch dieselben - stecken sich regelmäßig den Finger in den Hals, nur um dürren Models ähnlich zu werden. Nachdem die Spanier extrem dünnen Mannequins als Erste Auftrittsverbot erteilten und andere europäische Länder nachzogen, versuchen nun auch die Deutschen, über eine Selbstverpflichtung der Modebrache beizukommen. Das hat zumindest einen Vorteil: Die Designer müssen künftig tragbarere Mode entwerfen, in der auch normal-schlanke Menschen auf dem Catwalk gut aussehen. Das Ende des Magerwahns ist dies indes noch nicht, denn die auf Teenager mindestens genauso einflussreiche Werbebranche verweigert mit fadenscheinigen Argumenten die Gefolgschaft. Natürlich kann Deutschland globale Trends nicht umkehren. Aber bei 600 000 Magersucht- oder Bulimie-Kranken, von denen jeder Zehnte stirbt, muss endlich etwas geschehen. Es ist höchste Zeit für einen neuen - gesünderen - Trend.
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