WAZ: Vergessen wir die DDR? Kommentar von Ulrich Reitz
Geschrieben am 25-07-2008 |
Essen (ots) - Eltern, die ihre Nachbarn beim Staat denunzieren, weil der sonst ihre Kinder nicht studieren lässt. Eheleute, die ihren Partner ans Messer liefern, persönlicher oder beruflicher Vorteile wegen. Kinder, die in der Schule nicht Kant lernen durften, sondern Kommunismus büffeln mussten. Mutige Menschen, die in Bautzen an Leib und Seele misshandelt wurden. So war die DDR.
Ein totalitärer Staat. Totalitär, weil er im Namen einer Ideologie die ganze Herrschaft über seine Bürger beanspruchte. Individuelle Freiheit nicht als Selbstverständlichkeit betrachtete, sondern als Verrat. Dies zu wissen, gehört zum antitotalitären Konsens in Deutschland, das im 20. Jahrhundert gleich zweimal der diktatorischen Versuchung erlag.
Umso erschütternder ist, was Kinder offenbar alles nicht wissen oder welchen Legenden sie auf den Leim gehen. Für die zahlreichen Opfer der DDR-Diktatur ist das doppelt schmerzlich: Frü her machte man ihnen das Leben zur Hölle, heute gibt man ihnen zu verstehen, dass doch alles nicht so schlimm gewesen sei. Wir werden wieder mehr über die DDR reden müssen, nicht erst in den nächsten beiden Jubiläumsjahren.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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