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Rheinische Post: Kommentar: Der Fall Siemens

Geschrieben am 29-07-2008

Düsseldorf (ots) - Die Kleinen henkt man, die Großen lässt man
laufen. Bei Siemens stimmt dieses Vorurteil nicht. Mit seinem harten
Vorgehen gegen fast die komplette ehemalige Vorstandsetage beweist
der Konzern, wie ernst er es mit dem Neuanfang meint.
Aber die demonstrative Härte, mit der jetzt gegen Ex-Siemens-Chef
Heinrich von Pierer und seine Vertrauten vorgegangen wird, hat auch
etwas wohlfeiles. Natürlich war die systematische Bestechung von
Entscheidern im Ausland, mit der Siemens sich lukrative Aufträge
gesichert haben soll, verboten. Allerdings erst seit 1998. Bis dahin,
und auch das gehört zur Wahrheit, war die Bestechung von Amtsträgern
im Ausland bei fast allen deutschen Großkonzernen gang und gäbe.
Nicht nur das: Die Konzerne konnten ihre Bestechungsgelder sogar
steuerlich absetzen. Auslandsbestechung wurde also bis vor gar nicht
allzu langer Zeit sogar von Staats wegen gefördert.
Gut, dass sich dies geändert hat. Gut auch, dass Siemens aufgeflogen
ist, weil der Konzern das neue Recht um Jahre zu spät umgesetzt hat.
Aber aller Wahrscheinlichkeit nach sitzen ein paar der Manager, die
von Pierer da gerade öffentlich mit Steinen bewerfen, selbst im
Glashaus.

Originaltext: Rheinische Post
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30621
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Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303


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