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Boersen-Zeitung: Die Quittung, Kommentar von Frank Bremser zu den heftigen Schwankungen an den Aktienmärkten

Geschrieben am 31-05-2006

Frankfurt (ots) - Der Blick auf die Aktienmärkte verlangt momentan
einen gewissen Fatalismus. Innerhalb eines Tages geht's nach oben,
aber dann wieder steil bergab. Vorhersagbar ist die Entwicklung
nicht, denn fundamentale Gründe fehlen.

Aber eines hat sich deutlich herauskristallisiert. Kräftig nach
unten geht es derzeit vor allem für diejenigen Märkte, die in der
jüngsten Zeit überproportional zugelegt haben. Und das sind nicht nur
Aktienmärkte. Betroffen sind etwa auch die Industriemetalle, deren
Preise sich seit Jahresbeginn teilweise fast verdoppelt haben.

Ursache der heftigen Schwankungen ist die überbordende Liquidität,
die vor allem aus den USA in die Märkte geströmt ist. Hier haben sich
zum Teil neue Adressen positioniert, die riesige Mittel unterbringen
wollen und müssen. Aufgrund der weltweiten Niedrigzinspolitik haben
sich viele Marktteilnehmer stark kreditfinanziert, was in hohem
Leverage resultiert. Schon geringste Veränderungen des Umfelds
bewegen gewaltige Geldsummen und können damit eine Rally, aber eben
auch einen Kurssturz in den überhitzten Märkten auslösen. Faktoren
wie Zinsängste oder Inflationssorgen sind in einer solchen Situation
letztlich nur die Tropfen, die das Fass zum Überlaufen bringen. Auch
hat sich einmal mehr bestätigt, dass ein Wechsel an der Spitze der
US-Notenbank zu hoher Volatilität an den Märkten führt. Dass auch
noch der US-Finanzminister ausgewechselt wird, hat sicherlich
ebenfalls nicht beruhigend gewirkt.

Fundamentaldaten spielen in einem solchen Umfeld an den
Aktienmärkten eine untergeordnete Rolle. Dabei läuft die
Weltkonjunktur bislang gut, und es gibt auch von Unternehmensseite
zurzeit kein Sperrfeuer für die Kurse. Die Firmen beeindrucken immer
noch mit guten Ergebnissen. Und das sich weiter drehende
Fusionskarussell sollte die Kurse eher stützen als schwächen.

Eine Korrektur am Aktienmarkt, an dem eine liquiditätsgetriebene
Mini-Bubble stattgefunden hat, war überfällig. Die Bewertungen haben
wieder ein relativ moderates Niveau erreicht, der Dax hat wieder zu
seinem langfristigen Aufwärtstrend zurückgefunden. Der Warnschuss der
vergangenen Tage ist anscheinend angekommen. Riesige Summen in
vergleichsweise enge Assetklassen einzuschießen ist äußerst riskant.
Denn die Quittung kommt bestimmt - und zwar heftig.

(Börsen-Zeitung, 1.6.2006)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
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Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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