Mitteldeutsche Zeitung: Politik/Bildung/Zeitgeschichte "Wir messen der Geschichte nicht genügend Bedeutung bei" - Rainer Eppelmann über die Ursachen der Geschichts-Defizite deutscher Schüler
Geschrieben am 08-08-2008 |
Halle (ots) - Der CDU-Politiker Rainer Eppelmann setzt sich für einen erweiterten, verbesserten und anders strukturierten Geschichtsunterricht ein. Das mangelhafte Wissen über die DDR-Geschichte, das eine Studie unlängst bei Schülern in Ost- wie Westdeutschland festgestellt hatte, hat nach Eppelmanns Ansicht "mit unserer Grundeinstellung zur deutschen Geschichte überhaupt zu tun". Wer das Problem auf die "erschreckenden Unkenntnisse über die DDR begrenzt" sehe, sagte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur der in Halle (Saale) erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Samstagausgabe), habe nur auf den ersten Blick recht. "Wir gehen zwar vielfach kritisch mit unserer Vergangenheit um, aber insgesamt nicht differenziert genug. Und wir messen der Geschichte nicht genügend Bedeutung bei". Eppelmann verweist zugleich auf die Klagen von Lehrern, dass nicht genügend Zeit zur Verfügung stehe, um im Kanon des gesamten Unterrichts die jüngere deutsche Geschichte zu behandeln. "Es kommen zudem ständig neue Bildungsinhalte hinzu - da geht es nach dem Omnibus-Prinzip: Wenn neue Fahrgäste einsteigen wollen, müssen andere raus. Wir dürfen uns also nicht wundern, wenn daraus ein Mangel an Geschichtskenntnissen wächst." Das, was die DDR betrifft, so Eppelmann, werde "hier wie da gleichermaßen unzureichend vermittelt, allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Die meisten Lehrer im Westen haben die DDR nicht als ihr Land erlebt und ziehen sich lieber auf das zurück, womit sie aufgewachsen sind und worin sie sich sicher fühlen. Und jene, die das Fach Geschichte im Osten unterrichten, haben das oftmals schon in der DDR getan.Die möchten nicht so gern daran erinnert werden, was sie früher über dieses Land erzählt haben." Eppelmann moniert, die deutsche Nachkriegszeit werde in den Schulen als "getrennte Geschichte" vermittelt. "Das ist auch ein strukturelles Problem. Man könnte es einfach lösen, indem man die Zeit seit der deutschen Teilung als deutsche Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg darstellt und die einzelnen Phasen der Entwicklung in beiden Staaten jeweils miteinander vergleicht. Es würden sich Gemeinsamkeiten zeigen, aber auch die gravierenden Unterschiede hervortreten." Eppelmann ist zuversichtlich, "dass wir in den nächsten Jahren einen Qualitätsprung erleben werden". Die Kultusministerkonferenz habe nach einem Gespräch mit ihm angekündigt, eine Empfehlung an die Schulen zu geben, in den kommenden beiden Schuljahren die letzte Woche vor den Sommerferien für Projekte zu nutzen, die sich mit den Ereignissen im Herbst 1989 beschäftigen.
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