(Registrieren)

WAZ: Die SPD und die Linkspartei - Hessisches Pokerspiel - Leitartikel von Norbert Robers

Geschrieben am 10-08-2008

Essen (ots) - Es müssen unsagbar schmerzhafte
Macht-Entzugserscheinungen sein, die die hessische SPD-Chefin Andrea
Ypsilanti antreiben. Was sonst könnte so stark und beherrschend sein,
dass sie jede Art von gesamtparteilichem Interesse vergessen lässt?
Es sind keineswegs nur Journalisten oder Politologen, die dieser
Frage nachspüren, sondern auch Ypsilantis Parteifreunde.
Selbstverständlich wissen sie, wie schwer es der starrköpfigen
Sozialdemokratin fällt, mitansehen zu müssen, wie der von den Wählern
so heftig abgestrafte CDU-Ministerpräsident Roland Koch mit einer
hauchdünnen Mehrheit und nur geschäftsführend weiterregieren darf.
Natürlich wissen sie, dass es der entscheidende Fehler war, eine
zunächst für alle Kommunal- und Landesverbände geltende Brandmauer
zur Linkspartei aufgebaut zu haben. Sie wissen aber vor allem eines:
Sollte Andrea Ypsilanti der Versuchung nicht widerstehen, nicht nur
ihre persönliche Glaubwürdigkeit, sondern die der SPD insgesamt wäre
ruiniert.

Die SPD käme infolgedessen aus dem Rechtfertigungs-Hamsterrad
nicht mehr heraus. In Hessen gerne mit der Linkspartei, im Saarland
vielleicht, in Thüringen eher nicht, bei der Bundespräsidentenwahl
nur im Notfall, bei den Bundestagswahlen dagegen auf keinen Fall: Es
ist ein abstrus abenteuerlicher Gedanke, dass die Wähler dieses
argumentative Durcheinander erstens verstehen und zweitens
akzeptieren könnten.

Es ist zwar nicht zu bestreiten, dass sich die Voraussetzungen
für etwaige SPD-Links-Bündnisse von Ort zu Ort, von Land zu Land
unterscheiden. Aber noch befindet sich das Verhältnis der SPD zur
Linkspartei in einem Stadium der grundsätzlichen Unklarheit - zudem
gibt es von Nord bis Süd reichlich Sozialdemokraten, die die
Mitglieder und Sympathisanten der Linkspartei als unzuverlässige
Utopisten und Populisten verunglimpfen. Die SPD müsste das Kunststück
vollbringen, den Wählern vor und nach jeder Kommunal-, Landtags- und
Bundestagswahl zu erklären, warum sie nicht eine einzige, sondern
drei oder vier Strategien gegenüber der Linkspartei verfolgt.

Es geht bei Andrea Ypsilantis Pokerspiel um weit mehr als um die
Frage, wer künftig im Wiesbadener Landtag regiert. Es geht um die
mittelfristige Statik der SPD insgesamt. Es geht um die
Positionierung eines möglichen Kanzlerkandidaten Steinmeier. Es geht
auch um die Autorität von Parteichef Beck, dessen Gegner sich nach
einem Kurswechsel in Hessen mit lautem Geheul auf ihn stürzen würden.
Wie gesagt: Es müssen ungeheuer starke Kräfte sein, die Andrea
Ypsilanti all dies ignorieren lassen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

152364

weitere Artikel:
  • WAZ: Unfassbares Leid - Kommentar von Angelika Wölk Essen (ots) - Auf dem Papier ist von einem Stellvertreter-Krieg die Rede, vom Transitland Georgien, durch das wichtige Rohstoffe wie Öl in den Westen gebracht werden, von territorialer Integrität. Doch mit den Menschen in Gori, in Sugdidi und wie die bombardierten Orte in Georgien alle heißen, haben diese Worte nichts zu tun. Ihr Leben, ihr Zuhause, der vertraute Alltag - alles wurde ihnen von einem Augenblick auf den nächsten genommen. Sie finden sich plötzlich mitten in einer Hölle wieder. An Europas Grenze, nur wenige Flugstunden mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: zu Lafontaine Mainz (ots) - Die große Show Er weiß, was falsch läuft, er weiß, was alle anderen falsch machen, und er weiß grundsätzlich alles besser - es war die typische Lafontaine-Show, die da am Samstag im saarländischen Neunkirchen ablief. Viel Getöse um und von einem Mann, der sich zum Saar-Spitzenkandidaten der Linken wählen ließ und selbst am allerbesten weiß, dass er nie wieder in Saarbrücken Ministerpräsident werden wird. Das ginge nur mit der SPD, doch die wird im Jahr der Bundestagswahl nicht unter ihrem Ex-Chef als Juniorpartner in mehr...

  • Der neue Tag: Kommentarauszug zum Konflikt im Kaukasus: Weiden (ots) - Kaum ein Konflikt in den letzten Jahren hat das Bild vom Pulverfass so strapaziert wie der im Kaukasus. Nirgendwo anders steht eine waffenstarrende Weltmacht in einem Grenzkonflikt. Die Lunte brannte lange und deutlich riechbar. Dennoch gaben sich am Schnittpunkt strategischer Interessen die Hauptbeteiligten keine Mühe, die Zündschnur zu löschen. Ein Tanz auf dem Pulverfass. (...) Originaltext: Der neue Tag Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/70539 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_70539.rss2 mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Kaukasus Bielefeld (ots) - Es kann kein Zufall sein, dass der seit langem schwelende Streit zwischen Russland und Georgien ausgerechnet in dem Moment zum Krieg auswächst, als in China olympischer Frieden ausgerufen wird. Am deutlichsten bekam dies Nicolas Sarkozy in seiner Eigenschaft als EU-Ratsvorsitzender zu spüren. Auf der Ehrentribüne bei der olympischen Eröffnungsfeier in Peking sitzend erreichte ihn die Nachricht vom tausendfachen Tod im Kaukasus. Nicht auszuschließen, dass sich Russland in den kommenden Wochen ganz Georgien einverleibt. mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Olympia ohne Merkel Bielefeld (ots) - Mag sein, dass sich die chinesische Führung in ihrer Ehre verletzt gefühlt hat, weil Bundeskanzlerin Angela Merkel der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele fernblieb. Aber damit kann Deutschland leben. Wer wie Merkel die Wahrung der Menschenrechte anmahnt, muss nicht auch noch Kommunisten hofieren, die in Tibet und anderswo nach kultureller und politischer Freiheit lechzende Menschen niederknüppeln lassen. Ex-Kanzler Gerhard Schröder kann leicht reden, das Fernbleiben seiner Nachfolgerin hemme die Beziehungen zu China. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht