(Registrieren)

KBV erwägt Verfassungsbeschwerde / Hausärztliche Versorgung: Grundgesetzwidrige Zwangsmonopolisierung befürchtet

Geschrieben am 12-08-2008

Berlin (ots) - "Das ist eine Gefälligkeitsregel, die aus unserer
Sicht gleich mehrfach gegen das Grundgesetz verstößt, zum einen gegen
Artikel 3 (Gleichheitsgrundsatz), zum anderen gegen Artikel 12
(Berufsausübungsfreiheit). Dagegen werden wir zur Not Beschwerde vor
dem Bundesverfassungsgericht einlegen." Mit diesen Worten nahm der
Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV),
Dr. Andreas Köhler, heute in Berlin Stellung zu einer in der großen
Koalition diskutierten Änderung des Paragrafen 73b Fünftes
Sozialgesetzbuch. Insbesondere die CSU favorisiert eine
Neuformulierung, nach der die Krankenkassen bis zum 30. Juni 2009
Verträge zur hausarztzentrierten Versorgung nur noch mit
Gemeinschaften schließen dürfen, die mindestens die Hälfte der an der
hausärztlichen Versorgung teilnehmenden Allgemeinärzte des Bezirks
einer Kassenärztlichen Vereinigung (KV) vertreten. Die KV selbst kann
nur noch im Falle eines zuvor gescheiterten Schlichtungsverfahrens
Vertragspartner werden.

"Des Weiteren würde eine solche Regelung genau das verhindern, was
die Politik bisher immer wollte: mehr Wettbewerb im
Gesundheitswesen", erklärte KBV-Vorstand Dr. Carl-Heinz Müller. Zur
Erklärung: Die einzige Gemeinschaft, die neben der KV den geforderten
Organisationsgrad an Allgemeinmedizinern aufweisen kann, ist der
Hausärzteverband. Dieser hätte künftig das Monopol auf alle Verträge
zur hausarztzentrierten Versorgung. "Dasselbe Gesetz, das, so die
damalige Begründung der Regierung, 'Schutz vor Diskriminierung und
Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung' bieten soll, würde
nach einer solchen Änderung das genaue Gegenteil zementieren. Damit
wäre der gerade ins Rollen gekommene Wettbewerb in der ambulanten
Versorgung vollends zunichte", kritisierte Müller.

Die Allgemeinmediziner stellen nur 58 Prozent der an der
hausärztlichen Versorgung in Deutschland teilnehmenden Ärzte. Neben
ihnen sind auch Praktische Ärzte (13 Prozent), Internisten (19
Prozent) sowie Kinder- und Jugendärzte (10 Prozent) als Hausärzte
tätig. "Die geforderten 50 Prozent der hausärztlich tätigen
Allgemeinmediziner würden also nur ganze 29 Prozent aller Hausärzte
umfassen", unterstrich der KBV-Vorstand. Die Krankenkassen ihrerseits
hätten von Gesetzes wegen keine Wahl bezüglich ihres
Vertragspartners. "Das heißt im Umkehrschluss, dass bis zu 71 Prozent
aller Hausärzte, die einen Versorgungsvertrag lieber mit der KV oder
einem anderen Vertragspartner schließen möchten, daran gehindert
würden", so Müller weiter.

Hinzu kommt, dass der Hausärzteverband ein freier Verband ist.
Alle von ihm unterzeichneten Verträge haben für die Mitglieder, im
Gegensatz zu denen einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, nur
freiwilligen Charakter. Die tatsächliche Teilnahme der im
Hausärzteverband organisierten Allgemeinmediziner könnte also noch
weit unter den von ihnen gestellten 29 Prozent aller Hausärzte
liegen.

Originaltext: kbv Kassenärztliche Bundesvereinigung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/34021
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_34021.rss2

Pressekontakt:
Dr. Roland Stahl, Tel.: 030 / 4005 - 2202
Tanja Riepelmeier, Tel.: 030 / 4005 - 2240
Nadine Hintzke,    Tel.: 030 / 4005 - 2208


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

152579

weitere Artikel:
  • CSU-Landesgruppe / Koschyk: Erinnerung an Opfer von Mauer und Stacheldraht wachhalten Berlin (ots) - Zum morgigen 47. Jahrestag des Mauerbaus durch das SED-Regime erklärt der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Hartmut Koschyk: Mauer und Stacheldraht waren die sichtbarsten Zeichen der zynischen Menschenverachtung des DDR-Regimes. Die Erinnerung an die Opfer des Schießbefehls darf nicht verblassen. Der alljährliche Jahrestag an die Errichtung des innerdeutschen Todesstreifens durch die SED ist mehr als ein bloßes historisches Datum. Er sollte allen Deutschen Mahnung sein, sich mehr...

  • Pofalla: SPD wiederholt Wortbruch Berlin (ots) - 12. August 2008 085/08 Zu den Koalitionsplänen der hessischen SPD erklärt der Generalsekretär der CDU Deutschlands, Ronald Pofalla: Was sich derzeit innerhalb der hessischen SPD sowie zwischen ihr und der Bundes-SPD abspielt, ist mehr als nur eine Führungskrise. Es geht um eine möglicherweise fatale Richtungsentscheidung der SPD in Deutschland. Und es geht um die Fortsetzung eines Betrugs an den Wählern. Nachdem Herr Beck zweimal mit dem Kopf vor die hessische Wand gelaufen ist, ist jetzt Herr Steinmeier gefragt, mehr...

  • Georgien: Hilfslieferungen haben begonnen CARE verteilt Lebensmittel und Hygieneartikel Bonn (ots) - "CARE verteilt Brot, Nudeln, Konservendosen, Öl, Tee, Seife und Babywindeln an 170 Vertriebene aus Südossetien - seit gestern." Das erklärt Dr. Wolfgang Jamann, Hauptgeschäftsführer von CARE Deutschland-Luxemburg heute in Bonn. Die Familien hätten in einem Kindergarten in Georgiens Hauptstadt Tiflis Zuflucht gefunden. "Weitere Verteilungen heute sowie in den kommenden Tagen sind geplant", so Jamann weiter. "Die Menschen brauchen nun vor allem sichere Unterkünfte mit sanitären Anlagen und Lebensmittel." Der Bedarf werde mehr...

  • Politiker-Dienstwagen: Deutsche Umwelthilfe klagt gegen Ministerpräsident Jürgen Rüttgers Berlin (ots) - DUH strengt Musterverfahren zum CO2-Ausstoß von Politiker-Dienstwagen an - NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers missachtet Umweltinformationsgesetz und verweigert Informationen zum Schadstoff-Ausstoß seiner Dienstwagen - Klage vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf eingereicht Berlin, 12. August 2008: Die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) nimmt die fortwährende Missachtung des Umweltinformationsgesetzes und des Landes-Informationsfreiheitsgesetzes durch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) nicht länger hin. DUH-Bundesgeschäftsführer mehr...

  • Neu auf N24: Debatte 2.0 / Interaktives Talk-Format Berlin (ots) - Beim ersten interaktiven TV-Talk bestimmen die Zuschauer die Diskussion / Gast am Mittwoch, den 03.09.08: Günther Beckstein im Gespräch mit N24-Chefredakteur Peter Limbourg Am Mittwoch, den 03.09.2008, um 23:30 Uhr startet der Nachrichtensender N24 mit "Debatte 2.0" erstmalig einen interaktiven TV-Talk. In der ersten Sendung wenige Wochen vor der Bayerischen Landtagswahl empfängt N24-Chefredakteur Peter Limbourg den Bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU). Anders als in klassischen Talk- Formaten mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht