Allg. Zeitung Mainz: Kommentar AZ Mainz zu RAF
Geschrieben am 15-08-2008 |
Mainz (ots) - Reinhard Breidenbach zur RAF Nach mehr als 31 Jahren ist noch immer nicht restlos geklärt, wer beim Mord an Generalbundesanwalt Buback geschossen hat. Das ist schmerzlich für die Familie des Ermordeten, und es ist beunruhigend für jeden Bürger dieses Landes; denn wir alle müssen uns auf die Leistungsfähigkeit der Ermittlungsbehörden verlassen können. Brigitte Mohnhaupt, Christian Klar und Knut Folkerts wissen mit Sicherheit, wer an jenem Apriltag 1977 den Finger am Abzug hatte. Der Bundesgerichtshof hat ihnen nun allerdings das Recht zugesprochen, die Aussage zu verweigern. Diese Entscheidung ist juristisch nicht zu beanstanden. Dass sie ungeachtet dessen Emotionen weckt und durchaus auch Empörung hervorrufen mag, ist nachvollziehbar und menschlich verständlich. Gleichwohl muss gelten: Der Rechtsstaat rächt sich nicht. Er ist verpflichtet - und tut gut daran -, auch einstigen Todfeinden die Rechte zu garantieren, die sie zu beanspruchen haben. Es gibt aus guten Gründen kein Sonderrecht für Terroristen. Dieses Prinzip muss allerdings auch bei der Frage gelten, ob 25 Jahre Haft für die abscheulichen Verbrechen der RAF eine angemessene Strafe sind. Für den Gladbecker Geiselgangster Rösner werden sich die Gefängnistore nach 25 Jahren mit Sicherheit noch nicht öffnen. Gut so. Immerhin hat er mittlerweile durchaus glaubhaft erklärt, ihm tue der Tod der Geisel Silke Bischoff leid; sie starb durch eine Kugel aus seiner Waffe. Christian Klar, obwohl wegen neunfachen Mordes und elffachen Mordversuchs verurteilt, hat dagegen die Chance, 2009 freizukommen. Nach nur 27 Jahren. Klar hat sich nie auch nur im Entferntesten von der RAF und ihren Taten distanziert. Warum wird Klar milder behandelt als Rösner? Auch absolut gesehen, von Grund auf, stimmen die Relationen im deutschen Strafrecht nicht, denn es lässt einen "normalen" Mörder mit 15 Jahren davonkommen. Ein Blick in die Rechtsgeschichte zeigt zwar, dass übermäßig harte Strafen nichts Gutes bewirken. Aber 27 Jahre für neun Morde, was sollte daran übermäßig hart sein?
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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz verantwortlich: stellvertretender Chefredakteur Peter Königsberger Telefon: 06131-48-5921 pkoenigsberger@vrm.de
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