LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Merkels Russland-Besuch
Geschrieben am 15-08-2008 |
Leipzig (ots) - Von Micha SchneiderMerkel konsequent und diplomatischPolitisch wie medial wird im Zusammenhang mit dem Georgien-Konflikt wieder der Kalte Krieg hervorgezaubert. Doch so einfach wie zu Zeiten zweier Machtblöcke mit klaren Feinbildern ist die Situation derzeit nicht. Abschottung, Verteufelung und Aufrüstung taugen nicht mehr zur Konfliktlösung. Wenn aus Feinden Partner werden sollen und müssen, sind Konsequenz und Fingerspitzengefühl angesagt. Zwei Tugenden, die Kanzlerin Angela Merkel auszeichnen. Angesichts der Tatsache, dass sie beim Bukarester Nato-Gipfel gegen eine sofortige Aufnahme Georgiens in das Militärbündnis gestimmt hatte, konnte sie beim Treffen mit Russlands Präsident Medwedew klare Forderungen stellen, ohne damit gleich eine diplomatische Eiszeit auszulösen. Klar ist, dass das viel beschworene neue Verhältnis von Nato und EU zu Russland beiderseits geprägt ist von Misstrauen, hervorgerufen durch historische Fakten. Die baltischen Staaten, die Kaukasusrepubliken, die Ukraine haben die Russifizierung als Sowjetrepubliken ebenso wenig vergessen wie die einstigen Satellitenstaaten des Ostblocks. Allen voran Polen, das über Jahrhunderte aufgerieben wurde zwischen den Großmächten. Dass Warschau in der Vereinbarung mit den USA über den US-Raketenabwehrschild vorrangig einen Schutz vor der vermeintlich latenten Bedrohung aus Russland sieht, ist verständlich, erschwert eine neue Sicherheitspartnerschaft aber erheblich. Das vom Kreml in Moskau regierte kommunistische Imperium ist maßgeblich im Rüstungswettlauf zusammengebrochen. Gerade erst politisch und wirtschaftlich wieder stabilisiert, wollen das die neuen Führer Russlands nicht noch einmal erleben. Sie sehen sich territorial eingeengt und militärisch bedrängt. Im Konflikt der Hitzköpfe Saakaschwili, Medwedew/Putin und Bush hat sich Merkel mit ihrer Forderung nach einem Abzug russischer Truppen aus dem um Südossetien und Abchasien geschrumpften Georgien zumindest Gehör verschafft. Zu glauben, dass die um ihre weltpolitische Rolle fürchtenden Russen postwendend darauf eingehen, ist töricht. Dies wird die Kanzlerin auch bei ihrem Besuch in Tiflis deutlich machen. Hier trifft sie auf einen desillusionierten Präsidenten, der erkennen muss, dass Nato und EU ihm im Kampf gegen die einstige Besatzungsmacht militärisch nicht zur Seite springen werden. Mit der Westannäherung der deutlich größeren Ukraine und dem Erdölland Aserbaidschan sind schon die nächsten Reibungspunkte programmiert. Diplomatie, die Russland das Gesicht wahren lässt, ist da gefragter denn je, um einen drohenden Flächenbrand zu verhindern. @m.schneider@lvz.de
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Pressekontakt: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/218 11558
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
153436
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Halbzeitbilanz bei den Olympischen Spielen: Globalisierte Sportwelt Cottbus (ots) - Platz drei im Medaillenspiegel nach Ablauf der ersten Woche, acht Goldmedaillen - Deutschland spielt wider Erwarten ganz vorn mit im Konzert der großen Sportnationen bei den 29. Olympischen Sommerspielen. So sieht es aber nur auf den ersten Blick aus. Denn ohne die Edelmetall-Sammlung der Reiter wäre Deutschland längst im Mittelmaß versunken. Stattdessen waren die ersten sieben Wettkampftage geprägt von Enttäuschungen. Während der holprige Start in den Ballsportarten Handball und Basketball zumindest nichts kaputt gemacht mehr...
- Rheinische Post: Auf Müntefering kommt es an Düsseldorf (ots) - von Thomas Seim Es wird Zeit. Die SPD steht am Abgrund zur Bedeutungslosigkeit, und wenn sie nicht aufpasst, ist sie schon morgen einen Schritt weiter. Was ist der Grund dafür? Tatsächlich zählt nur einer: Es gibt keine Führung in der Partei. Kurt Beck mag seine Pfälzer durch die Wirrungen der Landespolitik lenken können. Aber niemand traut ihm zu, die SPD aus der Krise oder ein ganzes Land zu führen. Die fehlende Führungskraft in der SPD wirft zwingend die Frage nach Franz Müntefering auf. Der Sauerländer, der sich mehr...
- Lausitzer Rundschau: Streit um Beitrag zur Arbeitslosenversicherung: Signal für Konsumenten Cottbus (ots) - Der Konjunkturmotor stottert, die Auftragseingänge in den Betrieben schrumpfen und die Verbraucher halten sich wegen der hohen Inflation beim Konsum zurück. In dieser misslichen Lage darf der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung schon mal gar nicht sinken, sagen SPD und Gewerkschaften. Doch haben sie damit Recht? Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, der schon kraft Amtes größtes Interesse an soliden Finanzen in der Arbeitsverwaltung haben muss, sieht das anders. Eine Senkung sei möglich, wenn auch mehr...
- Rheinische Post: Georgien-Erkenntnis Düsseldorf (ots) - von Gregor Mayntz Nun wissen alle, woran sie sind: Russland wird die jahrelang verdeckt geschaffenen Fakten bei der Russifizierung der georgischen Provinzen nicht mehr aus der Hand geben. Der Westen wird auf Tiflis einwirken, künftig die Finger von den Regionen zu lassen. Wie die faktische Teilung in gesichtswahrende Statuslösungen gepackt werden kann, ist Sache von vermutlich sehr langen Verhandlungen. Auf diese Grunderkenntnis läuft das Ergebnis des Gespräches zwischen der Kanzlerin und Russlands Präsident hinaus. mehr...
- Rheinische Post: Recht für Terroristen Düsseldorf (ots) - von Matthias Beermann Manchmal kommt der Rechtstaat hart daher und unverständlich. Dann zum Beispiel, wenn die Justiz zugunsten von Ex-Terroristen entscheidet, die wegen Mordes verurteilt wurden. Das hat der Bundesgerichtshof (BGH) gestern getan. Die Ermittler wollten die Führungsriege der einstigen RAF mit Beugehaft zur Aussage zwingen, um endlich die genauen Umstände des Buback-Mordes zu klären. Weil aber Christian Klar, Brigitte Mohnhaupt und Knut Folkerts dabei womöglich Hinweise auf die eigene Beteiligung an mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|