Südwest Presse: Kommentar zu Pflege Ausgabe vom 18.08.2008
Geschrieben am 17-08-2008 |
Ulm (ots) - Es klingt nach dem bösen Satz: Pflegen kann doch jeder. Also sollen jetzt Langzeitarbeitslose den Pflegeprofis bei der Versorgung verwirrter Menschen zur Hand gehen. Wahr ist, die Betreuung von Demenzkranken kostet Zeit, sie erfordert extrem viel Geduld, und hohes Einfühlungsvermögen. Das bringt nur auf, wer mit ganzem Herzen bei der Sache ist, ob Profi, Helfer oder Ehrenamtlicher. Die Aussicht auf einen Zuverdienst reicht nicht, um sich zum 1000. Mal der gleichen Frage zu stellen oder auf aggressive Verwirrte einzuwirken. Mit Vorlesen oder Spazierengehen ist es bei der Betreuung Dementer nicht getan. Doch wen kümmert schon die Realität? Die Pflege alter Menschen droht in diesem Land zu einem Abschiebegleis zu landen. Wer in der Wirtschaft keinen Fuß fassen kann, soll eben pflegen. Seit Jahren schon werden Arbeitslose zu Ausbildungen im Pflegebereich genötigt. Oft mit katastrophalen Folgen. Da beenden Zwangsverpflichtete ihre Ausbildung ohne entsprechende deutsche Sprachkenntnisse oder mit erheblichen Wissenslücken über Grundlagen der Pflegemedizin. Weil die Löhne in der Pflege immer weiter fallen, steigen Qualifizierte aus. Dann muss genommen werden, wen der Arbeitsmarkt bietet. Bei Kosten für einen Heimplatz von rund 3500 Euro im Monat ist das ein Skandal. Für diesen Betrag muss menschenwürdige Pflege möglich sein. Wenn nicht, lohnt ein Blick darauf, was mit dem Geld geschieht.
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Pressekontakt: Südwest Presse Lothar Tolks Telefon: 0731/156218
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