LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Kongo-Einsatz der Bundeswehr
Geschrieben am 01-06-2006 |
Leipzig (ots) - Mit dem mehr von ihr, als von ihrem Ausführungsorgan Minister Jung zu verantwortenden Kongo-Einsatz der Bundeswehr, hat Angela Merkel die Außenpolitik als Phase der lächelnden Profilierung ohne Risiko beendet. Ab jetzt steht die Kanzlerin in der Beweispflicht. Sie muss mehr wollen und verantworten, als nur moralisch anständig über Menschenrechte und Wirtschaftsinteressen zu parlieren. Es geht um kaum erfüllbare Hoffnungen in Afrika und um deutsche Soldaten, denen immer mehr und immer neue Aufträge mit unklarer Zielsetzung bei größtem persönlichen Risiko zugemutet werden. Vom letzten Mittel der Politik haben sich auch deutsche Militäreinsätze im Ausland zum ersten Ersatz-Instrument einer überforderten Politik entwickelt. In Afghanistan droht "ein blutiger Sommer" und im Kongo die Kurzzeit-Assistenz für ein korruptes Regime, das die Demokratie verspricht. Trübe Aussichten für die Bürger, ein gefährliches Unterfangen für die deutschen Soldaten und eine außenpolitische Phase für die Kanzlerin, die sie in schwerste Erklärungsnöte bringen kann.
Im Kongo rücken, auf Merkels Geheiß, deutsche Soldaten nach Afrika vor - in bester demokratischer Absicht - aber die Politik sagt ihnen nicht die Wahrheit. Gerufen von einem ausbeuterischen Regime, benutzt von europäischen Ex-Kolonialmächten. Weder das Herz Afrikas noch die deutsche Verteidigungslinie am Hindukusch lässt sich im Vorübergehen gewinnen. Wenn das Engagement in Afghanistan, gefährlicher und vielleicht sogar wirkungsloser denn je, mindestens zehn bis 20 Jahre dauern muss, um Erfolg zu haben, dann ist der Interessenausgleich in Afrika eine Lebensaufgabe.
Europa tut nur so, auch mit dem gestrigen Bundestagsbeschluss, als stelle es sich dieser Aufgabe. Dementsprechend hoffen die Kongolesen an tausenden von Wahllokalen. In Wahrheit wird ein mieses Spiel getrieben. Die Afrika- und Demokratisierungsstrategie der Regierung trägt allenfalls für vier Monate. Dann gestaltet die frühere Kolonialmacht Frankreich die nächsten Etappen und spannt Deutschland im Bedarfsfall erneut mit ein. Und die Bundeswehr packt entweder eilig ihre Koffer oder stolpert in ein Endlos-Mandat. Das scheinbar alles rechtfertigende Argument, dass die ganz große Mehrheit der Kongolesen nach 45 Jahren Ausbeutung und Misshandlung Demokratie und Aufschwung für alle herbeisehnen, ist vergiftet. Nicht im Raum Kinshasa und schon gar nicht in vier Monaten wird sich entscheiden, ob der Kongo seinen Frieden und mit ihm Afrika eine Stabilität findet.
"Ganz oder gar nicht" muss die Devise für eine vernünftige Afrika-Politik lauten. Der Bundestag hat gestern dazu Jein gesagt, die Regierung weiß, dass daraus ein Ja zum ganzen Einsatz werden kann, den Soldaten und Bürgern wird das Gegenteil vorgegaukelt. Hier wird Politik zu Lasten Dritter, der Soldaten, gemacht.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/2181 1558
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
15387
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Die Lausitzer Rundschau Cottbus zum Wahlantritt der WASG gegen die Linkspartei in Berlin: Im Zank vereint Cottbus (ots) - Minderheiten können furchtbar hartnäckig sein. Das muss die Linkspartei leidvoll erfahren. Anstatt die linke Aktionseinheit mit der WASG in Berlin vorzuleben, marschieren beide Truppen nicht nur getrennt dem Wahltag am 17. September entgegen. Sie treten auch gegeneinander an. Über das entsprechende Richterurteil und den Beschluss der Landeswahlleitung kann man geteilter Meinung sein. Bei aller Eigenständigkeit der Berliner WASG stellt sich schon die Frage, warum der ausdrückliche Beschluss der Bundes-WASG gegen den konkurrierenden mehr...
- Rheinische Post: Energiekonzerne am Pranger - Von MARTIN KESSLER Düsseldorf (ots) - Eines gleich vorneweg: Trotz der spektakulären Razzia gegen den größten deutschen Konzern, den Düsseldorfer Energieriesen Eon, muss auch hier die Unschuldsvermutung gelten. Solange der Weltmarktführer bei Strom und Gas nicht überführt ist, den Wettbewerb rechtswidrig zu behindern, muss Eon als unbescholtenes Unternehmen gelten. Mit ihrer scharfen Aktion hat die EU-Kommission aber auch gezeigt, dass sie gewillt ist, diesem Wettbewerb zum Durchbruch zu verhelfen. Das mag für Spitzenmanager wie Bernotat (Eon) oder Roels mehr...
- Rheinische Post: Kritik an den USA - Von GODEHARD UHLEMANN Düsseldorf (ots) - US-Soldaten haben im Irak eine hochschwangere Frau und eine junge Mutter mit Baby getötet. Diese Nachricht flattert zu Boden eines tiefen Abgrundes, der in Zeiten des Krieges den letzten Rest Menschlichkeit schluckt. Der Vorfall ist scheußlich. Er wühlt auf und weckt Wut. Die Tat ist tragisch, doch dieses Etikett ist kein Freibrief, zur Tagesordnung überzugehen. Dieser Tod ist erklärbar, das macht ihn aber nicht akzeptabel. Ein Militärposten schoss, weil der Wagen der Frauen nach Aufforderung und Warnung nicht anhielt. mehr...
- Rheinische Post: Steuer-Rollgriff - Von THOMAS WELS Düsseldorf (ots) - Die Steuergesetze bestätigen einmal mehr ein ehernes Gesetz der Politik: Bevor Regierende an schmerzhafte Reformen herangehen, greifen sie dem Bürger in den Geldbeutel. Zwei Drittel der Mehrwertsteuererhöhung sind für die Staatskasse, nur ein Drittel kommt den Arbeitsplatzinhabern und Unternehmen über die Reduzierung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zu Gute. Diese Politik des Rollgriffs ist nicht nur halbherzig, sie ist auch unvernünftig, weil mit hohen Risiken behaftet: Die Verteuerung wird die leise erwachende mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: Politik/Kommunen/Abwasser Bürger sollen doppelt zahlen Halle (ots) - Bitterfeld. In Sachsen-Anhalt ist erneut Streit um die Kosten für die Abwasserbeseitigung entbrannt. Wie die Mitteldeutsche Zeitung (Freitag-Ausgabe) berichtet, sollen in der Dübener Heide 2.600 Grundstücksbesitzer noch einmal für den Hausanschluss und das Kanalnetz zahlen, obwohl sie dafür bereits vor Jahren zur Kasse gebeten wurden. In den bisher bekannten 328 Fällen drohen Nachforderungen bis zu 5.000 Euro. Bürgerinitiativen befürchten einen Präzedenzfall, der weit reichende Folgen für andere Regionen im Land haben könnte. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|