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Börsen-Zeitung: Es wird kalt, Kommentar von Reinhard Kuls zu den jüngsten Konjunkturdaten für Deutschland

Geschrieben am 26-08-2008

Frankfurt (ots) - Deutschland stehen wirtschaftlich raue Zeiten
bevor. Anders lassen sich die gestern veröffentlichten Zahlen für die
größte Volkswirtschaft der Eurozone nicht deuten: Das
Ifo-Geschäftsklima ist so frostig wie seit drei Jahren, das
GfK-Konsumklima wie seit fünf Jahren nicht mehr. Und im zweiten
Quartal bewirkte nur ein deutlich geringerer Import, dass der stabile
Export rechnerisch zum Überschuss führte und so einen größeren
Einbruch der wirtschaftlichen Gesamtleistung Deutschlands
verhinderte.

Was die harten Daten der Wiesbadener Statistiker zum zweiten
Quartal anbelangt, müssen sie mit Vorsicht interpretiert werden. Auf
dem Papier nimmt sich der Absturz der Bauinvestitionen von 3,5%
binnen drei Monaten erschreckend aus, hat aber seine Parallele - auf
die Kommastelle genau - im Vorjahr, als ebenfalls im zweiten Quartal
am Bau nichts mehr zu gehen schien. Hintergrund ist das
Saisonbereinigungsverfahren, das davon ausgeht, dass einem kalten
Winter ein mildes Frühjahr folgt, welches die Tätigkeit auf den
Baustellen wieder aufleben lässt. Nun waren aber die beiden
vergangenen Winter ungewöhnlich mild, die Aktivität hielt auf hohem
Niveau an, erfuhr dann aber keine Belebung mehr, die rechnerisch in
Abzug gebracht wird. Folge: Die Zahlen sind schlechter als die
Realität. Die übrigen Investitionen bieten denn auch ein nicht gar so
trübes Bild.

Ähnliches kann man für den Konsum allerdings nicht in Anschlag
bringen. Die deutschen Verbraucher sind inflationsgeschockt und
reagieren mit Kaufverweigerung. Der aktuelle GfK-Index bietet hier
keinen Ansatz für irgendwelche Hoffnung auf schnelle Besserung, die
künftig voraussichtlich eher flache Entwicklung am deutschen
Arbeitsmarkt im Übrigen auch nicht.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Deutschland im laufenden Quartal
erneut eine etwas geringere Wirtschaftsleistung erreicht als in der
Vorperiode und damit nach der engen technischen Definition in eine
Rezession fällt, ist mit den aktuellen Stimmungsindikatoren
gestiegen. Dies ist aber kein Grund, in Panik zu verfallen. Denn die
deutsche Wirtschaft ist in ihrem Kern gesund - gesünder allemal als
bei den zurückliegenden Rezessionen. Daher sollte sie die absehbare
Flaute schneller und besser meistern als noch zu Beginn des
Jahrtausends. Aber, und darauf sollte man sich einstellen, es wird
mindestens so viel Anstrengung kosten wie letztes Mal.

(Börsen-Zeitung, 27.8.2008)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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