stern: SPD-Vize Peer Steinbrück attackiert Parteifreundin Andrea Ypsilanti - "Ich halte die Risiken der politischen Szenarien in Hessen für unvertretbar"
Geschrieben am 27-08-2008 |
Hamburg (ots) - Finanzminister und SPD-Vize Peer Steinbrück hat schwere Vorwürfe gegen seine Parteifreundin Andrea Ypsilanti gerichtet, die sich mit den Stimmen der Linken zur Ministerpräsidentin einer rot-grünen Koalition in Hessen wählen lassen will. "Ich halte die Risiken der politischen Szenarien in Hessen für unvertretbar", sagte Steinbrück in einem Interview in der neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Hamburger Magazins stern. "Wir stehen zwischen Pest und Cholera." Sollte Andrea Ypsilanti zur Wahl antreten und verlieren, "wird das sie selbst, die SPD in Hessen und die Bundes-SPD vor der Bundestagswahl schwer beschädigen". Werde sie gewählt, "ist sie abhängig von der Linken und den Traumata des Herrn Lafontaine. Sie begibt sich in die Hände einer Partei, die Einfluss ohne Verantwortung, ohne jede Verpflichtung hätte, die wöchentlich dafür sorgen kann, dass Regierungsfähigkeit wieder verloren geht."
Indirekt empfahl Steinbrück, die Linke dann wenigstens formal in die hessische Koalition einzubinden: "Es stört mich, dass die Linke nicht in eine politische Haftung genommen werden würde. Darauf hat Franz Müntefering schon im Februar hingewiesen." Die Möglichkeit eines rot-roten Bündnisses auf Bundesebene schloss der SPD-Vize dagegen rigoros aus. Er könne sich angesichts der Zwangsvereinigung von KPD und SPD, verfolgten Sozialdemokraten in der DDR und des verschobenen SED-Vermögens "nicht vorstellen, mit Leuten auf einer Bank zu sitzen, die zum Teil mitverantwortlich waren, diese Geschichte nicht aufarbeiten und sich nicht davon distanzieren", sagte er dem stern. "Das geht mir gegen den Strich."
Entschieden lehnte es Steinbrück ab, staatliche Maßnahmen gegen das abschwächende Wirtschaftswachstum zu ergreifen. Dies hatten in letzter Zeit sowohl Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) wie auch Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) gefordert. "Mit kurzatmigen Konjunkturprogrammen wird nur Geld verbrannt", so der Finanzminister. "Ich erinnere, wie das in den 70er und 80er Jahren gelaufen ist. Die Schulden sind gestiegen, der Abschwung kam trotzdem." Die deutsche Wirtschaft sei besser aufgestellt als vor fünf Jahren, "besser als die britische, die amerikanische oder japanische". Sein Haushalt sei gut kalkuliert, so Steinbrück weiter. "Es gibt Abwärtsrisiken, die ich nicht unterschätze. Aber ich widerspreche allen, die schnellzüngig eine Rezession herbeireden. Wir sind in keiner Rezession."
Gegenüber dem stern brachte Steinbrück auch die Einführung eines Freibetrags bei den Sozialabgaben analog zum Steuerfreibetrag ins Spiel. Steuerentlastungen würden den unteren Einkommensschichten wenig nutzen, da sie kaum Steuern zahlen, "sie zahlen aber sehr hohe Abgaben", so Steinbrück. "Wir gucken uns verschiedene Varianten an, wie man das ändern könnte. Ein Freibetrag ist dabei eine denkbare Möglichkeit." Dies werde allerdings erst im Wahlkampf ein Thema.
Originaltext: Gruner+Jahr, stern Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6329 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6329.rss2
Pressekontakt: Diese Vorabmeldung ist mit Quellenangabe zur Veröffentlichung frei. Für Rückfragen: stern-Nachrichtenredaktion, Tel. 3703 3555
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
155175
weitere Artikel:
- stern: Linkspartei-Abgeordneter Holter will für Schwan stimmen, lobt Agenda 2010 und kritisiert eigene Partei Hamburg (ots) - Obwohl erwartet wird, dass die Linkspartei einen eigenen Kandidaten ins Rennen um das höchste deutsche Staatsamt schicken wird, kündigt ihr stellvertretender Fraktionsvorsitzender im mecklenburg-vorpommerschen Landtag, Helmut Holter, in einem Interview mit dem Hamburger Magazin stern an, am 23. Mai 2009 die SPD-Kandidatin Gesine Schwan zum Staatsoberhaupt wählen zu wollen. Gleichzeitig riet Holter im stern seiner Partei, sie solle sich "intensiver um konkrete Verbesserungen für die Menschen kümmern, statt sich um die mehr...
- B'VM präsentiert neue Studie über Verbandsmanagement: Verbände - die etwas anderen Unternehmen Bern (ots) - Verbände und andere Nonprofit-Organisationen werden aufgrund komplexer Umfeldentwicklungen für unsere Gesellschaft immer wichtiger. Kein Wunder also, wenn sie in den letzten Jahren auch substanzielle Fortschritte in ihrem Management gemacht haben. Neue Herausforderungen machen in Zukunft aber weitere Professionalisierungsschritte unumgänglich. Verbände und andere Nonprofit-Organisationen wie Stiftungen, Genossenschaften oder neuere Formen wie gemeinnützige AG oder GmbH werden für unsere Gesellschaft immer wichtiger: einerseits mehr...
- stern und Frankfurter Rundschau: Zwei Drittel der Hessen lehnen nach Umfrage Ypsilanti-Kurs ab - Große Mehrheit will Neuwahlen - SPD müsste mit hohen Verlusten rechnen Hamburg (ots) - Die Pläne der hessischen SPD-Vorsitzenden Andrea Ypsilanti, sich mit den Stimmen der Linken zur Ministerpräsidentin wählen zu lassen, stoßen bei den hessischen Bürgern mehrheitlich auf Ablehnung. 68 Prozent der wahlberechtigten Hessen lehnen das Ypsilanti-Vorhaben ab, nur 27 Prozent fänden das gut, ergab eine gemeinsame Umfrage des Hamburger Magazins stern und der Frankfurter Rundschau (Donnerstagsausgabe). Selbst unter den Anhängern von SPD und Grünen findet Ypsilanti keine Unterstützung. Jeweils 54 Prozent der SPD- mehr...
- Vergabekammer bestätigt TK-Strategie zu Rabattverträgen für patentgeschützte Medikamente Hamburg (ots) - Die Vergabekammer des Bundes hat die Strategie der Techniker Krankenkasse (TK) zu Rabattverträgen für patentgeschützte Medikamente bestätigt. Die beim Bundeskartellamt angesiedelte Kammer ist überwiegend der Rechtsauffassung der Techniker Krankenkasse gefolgt, dass bei so genannten TNF-alpha-Blockern, die zur Rheuma-Behandlung eingesetzt werden, ein Vergleich der mit den verschiedenen Wirkstoffen erzielbaren Einsparungen zulässig ist. Den Hauptantrag eines Pharmaherstellers, der gegen das Vergabeverfahren der TK geklagt mehr...
- Pofalla: Mitarbeiterbeteiligung ist Kernanliegen der Union Berlin (ots) - Berlin, 27. August 2008 094/08 Anlässlich des heutigen Kabinettsbeschlusses zum Mitarbeiterkapitalbeteiligungsgesetz erklärt CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla: Die stärkere Förderung der Mitarbeiterbeteiligung ist ein Gewinn für Arbeitnehmer und Betriebe in Deutschland. Damit ist ein zentrales Anliegen der Union in konkretes Regierungshandeln umgesetzt worden! Die CDU hat entscheidende Elemente ihres Konzeptes der "Sozialen Kapitalpartnerschaft" in der Koalition durchsetzen können. Es gilt das Prinzip der Freiwilligkeit mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|